Nach dem Fall "Deutsche Börse":Die Investorenkeule hat wieder zugeschlagen

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Erneut wurde der Chef eines deutschen Unternehmens zu Fall gebracht: Nach langem Streit mit dem US-Investor Guy Wyser-Pratte warf der Chef des Maschinenbauers IWKA das Handtuch.

Es ist der zweite derartige Fall binnen vier Wochen: Bei der Deutschen Börse hatte der Londoner Hedgefonds TCI den Rücktritt von Vorstandschef Werner Seifert provoziert.

Aufsichtsratschef Reinhard Engel spricht auf der Hauptversammlung zu den Aktionaeren der IWKA AG. (Foto: Foto: AP)

Wyser-Pratte sagte am Freitag auf der Hauptversammlung in Karlsruhe, er wolle das Unternehmen nicht zerschlagen.

Die Gewerkschaft IG Metall warnte vor einer Aufspaltung des Unternehmens mit seinen rund 12.000 Mitarbeitern. "Das würde einen massiven Stellenabbau bedeuten", sagte ein Sprecher.

Aktie reagiert mit Kursgewinnen

Die IWKA-Aktie reagierte mit einem Kursgewinn von rund 4 Prozent auf die Nachricht vom Rücktritt Fahrs. Der Aufsichtsratsvorsitzende Reinhard Engel sowie Aufsichtsratsmitglied Jürgen Hubbert, der frühere Mercedes-Chef, hatten nach Angaben des Unternehmens ebenfalls ihren Rücktritt angeboten.

Die übrigen Aufsichtsratsmitglieder hätten die beiden aber einstimmig zum Bleiben aufgefordert. IWKA zählt rund 12.000 Mitarbeiter. Aufsichtsrat und Vorstand des Maschinenbauers wurden durch die Hauptversammlung nicht entlastet.

Keine Zerschlagung

Bei der Versammlung waren 54 Prozent des Grundkapitals anwesend. Rund 25 Prozent des Kapitals wird von ausländischen Fondsgesellschaften gehalten. Wyser-Pratte sagte: "Wir beabsichtigen nicht die Zerlegung der Gesellschaft."

Es bestehe auch kein Interesse an einer Übernahme. IWKA müsse sich "stärker auf die Robotertechnik fokussieren." Der Maschinenbauer hat die Geschäftsbereiche Automobil-, Verpackungs- und Robotertechnik. Mit seinem Rücktritt habe Fahr im Interesse der Gesellschaft richtig gehandelt.

Finanzvorstand Hans Lampert verwahrte sich auf der Hauptversammlung gegen Vorwürfe des US-Großinvestors, der Konzern habe die Quartalszahlen, insbesondere die des Geschäftsbereichs Robotertechnik, manipuliert. Dies sei unwahr und unrealistisch und füge dem Unternehmen Schaden zu. Der Konzern behalte sich rechtliche Schritte vor.

Fahr war seit 1996 Vorstandschef von IWKA. Hintergrund des Abgangs von Fahr ist der Streit mit Wyser-Pratte, der nach eigenen Angaben 6,6 Prozent an dem Konzern hält. Der Amerikaner hatte in der Vergangenheit des öfteren angekündigt, die Führungsspitze umstrukturieren zu wollen. Vor einem Jahr war er damit noch gescheitert.

"Spannender Wirtschaftskrimi"

Finanzvorstand Lampert sagte zur Strategie des Unternehmens: "Wir sehen heute keinen Grund, dieses Modell in Frage zu stellen." Die IWKA bekenne sich dazu, die Verkäufe der Gesellschaften des ehemaligen Bereiches Prozesstechnik konsequent fortzusetzen.

"Es geht uns nicht darum, mit einem vordergründigen kurzfristigen Verkaufserfolg zu glänzen, sondern für die Aktionäre Werte zu erhalten und zu realisieren." Ein Vertreter der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) sprach von einem "spannenden Wirtschaftskrimi".

Er kritisierte den Vorstoß des US-Großinvestors. Er habe den Eindruck, dass hier eine "schnelle Mark" gemacht werden solle. Wyser-Pratte habe kein Interesse an der strategischen Weiterentwicklung des Unternehmens.

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