Nach Corona:Und ab in die Spardose

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Eine Frage, eine Antwort: Sparen die Deutschen in der Krise wirklich so viel?

Von Caspar Busse, München

Die großen Einkaufsstraßen in den Innenstädten sind lange nicht so voll wie in Vor-Corona-Zeiten, Restaurants und Bars sind leerer, Autohäuser klagen über Absatzprobleme. Und Reisen ist gerade auch gar nicht so leicht. Beinahe alle Urlaubsziele sind inzwischen zu Risikogebieten erklärt worden, wenn sie denn überhaupt erreichbar sind, teure Fernreisen sind ohnehin seit März nicht möglich. Was aber machen die Menschen dann mit Ihrem Geld? Sparen die Deutschen in der Krise wirklich so viel?

(Foto: N/A)

Die Antwort lautet: Ja. Die führenden Wirtschaftsinstitute haben in der vergangenen Woche ihn ihrem Herbstgutachten mitgeteilt, dass die sogenannte Sparquote im zweiten Quartal, also von April bis Juni, ein Rekordniveau erreicht hat. Es dürfte in diesem Jahr Kaufkraft in Höhe von insgesamt 150 Milliarden Euro zusätzlich gespart werden, sagte Stefan Kooths, Konjunkturchef des Institut für Weltwirtschaft (IfW) in Kiel. Der Verband der Volks- und Raiffeisenbanken (BVR) rechnet damit, dass die Sparquote der privaten Haushalte in diesem Jahr auf rund 15 Prozent oder mehr ansteigt nach 10,9 Prozent im vergangenen Jahr, auch 2021 dürfte die Zahl überdurchschnittlich hoch bleiben.

Die Sparquote ist der prozentuale Anteil des monatlichen Einkommens, der zum Sparen und nicht zum Konsum verwendet wird. Die Menschen in Deutschland legen gemessen am Einkommen generell mehr auf die Seite als in anderen Ländern. In den vergangenen zwei Jahrzehnten pendelte die Sparquote zwischen neun und elf Prozent. Selbst während der Finanzkrise 2008/09 war sie aber nicht so massiv angestiegen wie nun. Zuletzt war sie um die 1990er Jahre herum so hoch. Der Grund ist klar: Angesichts der großen Unsicherheit und fehlender Zuversicht halten die Menschen das Geld lieber zusammen. Gegen Angst hilft nur wenig.

Die große Frage ist, wann die Verbraucher wieder mehr einkaufen gehen, besonders teurere Güter. Denn die Entwicklung der allgemeinen Konjunktur hängt maßgeblich auch von der Konsumneigung der privaten Haushalte ab. Stimulieren lässt sich das offenbar nur schwer. Die vorübergehende Senkung der Mehrwertsteuer verpufft offenbar angesichts der aktuell hohen Sparneigung. "Den Menschen fehlen derzeit nicht die Einkommen, sie könnten konsumieren", sagt IfW-Chef Gabriel Felbermayr. In einer solchen Lage sei es besser, einkommensschwache Gruppen mehr Geld zu geben, also etwa das Kindergeld oder die Hartz IV-Zahlungen zu erhöhen. Denn dieses Geld werde erfahrungsgemäß schnell wieder ausgegeben.

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