Die Finanzaufsicht Bafin hat gegen das Berliner Finanz-Start-up N26 ein Bußgeld von 9,2 Millionen Euro verhängt. Das ist die höchste Geldbuße, die das Fintech jemals bezahlen musste und auch eine der eher höheren Bußgeldbescheide, die die Bafin in den vergangenen Jahren ausgestellt hat. Das Start-up der Gründer Valentin Stalf und Maximilian Tayenthal muss das Bußgeld zahlen, weil es sogenannte Geldwäscheverdachtsmeldungen nicht rechtzeitig abgegeben hat. Solche Meldungen müssen Banken, Fintechs und andere Finanzinstitutionen abgeben, wenn über ihre Konten und Kanäle ungewöhnliche Zahlungen fließen. Dass sie pünktlich eingehen, ist wichtig, um kriminelle Finanzgeschäfte rechtzeitig zu unterbinden.
Die Bafin checkt, ob die Geldhäuser die Meldungen korrekt und schnell abgeben und verhängt bei Verstößen meist nur kleinere Bußgelder. Dass es bei N26 nun aber fast zehn Millionen Euro sind, hängt damit zusammen, dass das Finanz-Start-up im Jahr 2022 sogar "systematisch" geschlampt habe - und das auch noch zum wiederholten Male. Das wollte man sich bei der Bafin offenbar nicht gefallen lassen. Immerhin war N26 schon länger im Fokus der Finanzaufseher. Bereits 2018 war das bis dahin rasant wachsende Start-up erstmals mit den Finanzaufsehern aneinandergeraten, auch damals ging es bereits um Abläufe bei der Prävention von Geldwäsche. 2019 zeigten Recherchen von NDR und Süddeutscher Zeitung, dass Kriminelle diverse Konten bei N26 eröffnet und darüber mutmaßlich Geld aus sogenannten Fake-Shop-Geschäften gewaschen haben sollen.
Die Bafin entsandte sogar einen Sonderbeauftragten
2021 reichte es der Bafin endgültig. Im Mai trug sie N26 auf, seine Geldwäscheprävention endlich in den Griff zu bekommen. Um Fortschritte zu überprüfen, entsandte die Finanzaufsicht sogar einen Sonderbeauftragten in die Neobank. Im Juni 2021 brummte die Bafin dem Start-up ein Bußgeld von mehr als vier Millionen Euro auf und griff dann weiter hart durch: Sie beschränkte die Anzahl der Neukunden für N26. Seither war es der Neobank nur erlaubt, 50 000 Kunden im Monat anzunehmen. Im vergangenen Oktober wurde die Grenze auf 60 000 Kunden angehoben. Für das Start-up war es dennoch ein schmerzhafter Einschnitt, ist das Geschäftsmodell von N26 doch auf schnelles Wachstum und rasante Expansion ausgelegt.
Um die Bafin-Restriktionen wieder loszuwerden, hat N26 zuletzt viel Mühe und auch Geld investiert. Eigenen Angaben zufolge hat das Start-up in den vergangenen Jahren mehr als 80 Millionen Euro in technische Infrastruktur und Personal gesteckt, um "höchste Branchenstandards" bei der Bekämpfung von Geldwäsche einzuhalten, heißt es in einer aktuellen Mitteilung.
Das Bußgeld war hoch, aber N26 darf hoffen
Bei der Bafin kam das offenbar gut an. Zuletzt mehrten sich gar die Zeichen, dass N26 wohl das Gröbste überstanden hat. Auf der FinanceFWD-Konferenz sagte Gründer Valentin Stalf beispielsweise, dass die Bank ihre regulatorischen Hausaufgaben gemacht habe. Er ließ durchblicken, dass er mit einem Ende der Bafin-Maßnahmen spätestens nächstes Jahr rechnet. Diese Ansicht hat der Gründer nicht allein. Auch in der Bankenszene wird schon länger spekuliert, dass N26 nach drei harten Jahren bald wieder ohne Bafin-Restriktionen unterwegs sein könnte.
Auch wenn es zunächst so aussieht, dürfte der Bußgeldbescheid kein Rückschlag auf diesem Weg sein. Zwar ist das Bußgeld mit 9,2 Millionen Euro empfindlich hoch ausgefallen. Doch das Start-up hat eigenen Angaben zufolge Rückstellungen gebildet, die das finanziell abfangen. Und was noch wichtiger ist: Die Fehler unterliefen N26 bereits vor zwei Jahren. Seither bemüht man sich sichtlich, die Mängel abzustellen. Und ja, das Start-up sei diesbezüglich auf einem guten Weg, heißt es von Personen, die mit der Sache vertraut sind. Die Geldbuße könnte also die letzte ihrer Art sein, bevor es für N26 wieder aufwärts geht. Pläne für die Zeit danach gibt es viele. Der vielleicht größte: Eines Tages soll es an die Börse gehen.