Süddeutsche Zeitung

Wegen Coronavirus:Weltweit wichtigste Mobilfunk-Messe MWC in Barcelona abgesagt

  • Die wichtige Mobilfunkmesse MWC in Barcelona ist kurzfristig abgesagt worden.
  • Der Grund ist die Gefahr der Ausbreitung des Coronavirus.
  • Mehrere wichtige Branchenvertreter hatten bereits angekündigt, die Messe nicht besuchen zu wollen.

Von Helmut Martin-Jung

Ob eine Messe erfolgreich ist oder nicht, lässt sich manchmal auch an Äußerlichkeiten ablesen. Dass etwa die Cebit nicht dazu gehörte, konnte man auch daran sehen, dass es zuletzt kein Problem war, in der Straßenbahn zum Messegelände einen Sitzplatz finden. Gemessen daran muss der Mobile World Congress (MWC) in Barcelona ein Renner sein - die Vorortzüge sind so voll, dass man darin nicht mehr umfallen kann. Geschiebe und Gedränge auch allenthalben auf dem großzügigen, aber inzwischen auch schon wieder fast zu kleinen neuen Messegelände außerhalb der Innenstadt.

Das, verbunden mit dem Faktum, dass viele Aussteller und Besucher aus China kommen, hat mittlerweile schon eine ganze Reihe von Firmen dazu veranlasst, ihren Messeauftritt wegen möglicher Gefahren durch den neuen Corona-Virus abzusagen. Und das, obwohl doch der MWC mit seinen mehr als 100 000 Besuchern unbestritten das wichtigste Treffen der Mobilfunkbranche ist. Am Mittwoch Abend zog der Veranstalter, die Vereinigung der Hersteller GSMA, die Konsequenzen: Die Messe findet dieses Jahr gar nicht statt, heißt es ganz offiziell aus Barcelona.

Es sei unmöglich, die Veranstaltung in dieser Situation abzuhalten, sagte GSMA-Chef John Hoffman laut Bloomberg. Einer der ersten Absager war der südkoreanische Konzern LG, es folgten Schwergewichte wie Sony, Amazon, NTT Docomo und Intel und sogar die Netzwerkausrüster Ericsson und Nokia. Dann gesellten sich schließlich auch noch die Unternehmen Deutsche Telekom und Vodafone dazu. Für die Stadt Barcelona, die sehr stolz darauf ist, dass diese zukunftsgerichtete Technologiemesse in der katalanischen Metropole stattfindet, ist die komplette Absage ein ziemliches Desaster.

Während der Messe sind die Hotels nahezu ausgebucht und auch die Restaurants machen mit den vielen zahlungskräftigen Besuchern ein Riesengeschäft, die Messegesellschaft spricht von einer halben Milliarde Euro Umsatz durch den Mobile World Congress. Zuletzt hatte man sich noch nach Kräften bemüht, Sicherheitsmaßnahmen zu treffen. Besucher und Teilnehmer aus China sollten nur auf die Messe dürfen, wenn sie sich davor 14 Tage außerhalb Chinas aufgehalten haben. Und aus der am stärksten betroffenen Provinz Hubei sollte gar niemand zugelassen werden. Vielen Unternehmen war es trotzdem zu riskant, ihre Mitarbeiter nach Barcelona zu entsenden.

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Quelle:
SZ vom 13.02.2020/jael
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