Muttergesellschaft der HypoVereinsbank:Unicredit-Aktie bricht dramatisch ein

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Kein Halten mehr: Die Aktie der italienischen Großbank Unicredit ist auf den niedrigsten Wert seit mindestens 25 Jahren gefallen. Zwischenzeitlich musste sogar der Handel ausgesetzt werden. Es ist ein düsteres Signal für Europas Banken.

Die Aktien der größten italienischen Bank Unicredit sind an diesem Montag dramatisch eingebrochen. Der Grund: Die Bank braucht Geld - und ist deswegen bereit, Aktionären, die sich an der Kapitalerhöhung beteiligen, dafür einen kräftigen Kursabschlag zu gewähren. Seit Bekanntgabe der Details vergangene Woche brachen deswegen die Titel um 40 Prozent ein. Dies ist der größte Kursverfall seit mindestens 25 Jahren.

Die Unicredit-Aktie fällt und fällt. (Foto: AFP)

Verantwortlich für das schlechte Abschneiden der Aktie war ein Kurssturz bei den Bezugsrechten - also dem Anrecht eines Altaktionärs auf den Bezug von neuen Aktien bei der Kapitalerhöhung. Zudem wurden die Titel am Montag mit einem Abschlag für das Bezugsrecht gehandelt. Die Anteilsscheine verbilligten sich bis zum Mittag um knapp neun Prozent auf 2,38 Euro. Der Kurs der Bezugsrechte brach um gut 53 Prozent auf 0,63 Euro ein. Zum Vergleich: Noch zur Jahreswende standen die Papiere bei 6,42 Euro.

Im Dezember waren die Unicredit-Papiere bereits unter einen Euro gefallen, so dass die Bank einen sogenannten Reverse-Split durchführte: Zehn Aktien wurden zu einer zusammengefasst, so dass sich der Preis der Papiere entsprechend um den Faktor zehn optisch erhöhte.

Bankchef überrascht

Die Unicredit-Aktien waren an diesem Morgen wegen des rapiden Preisverfalls vorübergehend vom Handel ausgesetzt worden. Die Muttergesellschaft der Hypo-Vereinsbank und der Bank Austria musste Interessenten für ihre neuen Aktien mit massiven Rabatten locken.

Unicredit braucht das Geld, um eine kürzlich von der Europäischen Bankenaufsichtsbehörde ausgemachte Lücke von acht Milliarden Euro Eigenkapital zu stopfen.

Unicredit-Chef Federico Ghizzoni hat sich einem Medienbericht zufolge vom Kurssturz der Aktie überrascht gezeigt. Der Preisverfall sei vor allem auf technische Gründe zurückzuführen, sagte er nach einem Bericht der Zeitung Corriere della Sera am Samstag. Er äußerte aber Zuversicht für die neue Woche - zu unrecht, wie sich nun zeigte.

Experten werten die Turbulenzen um die Kapitalerhöhung als schlechtes Zeichen für Europas Banken. "Nun werden viele Banken zusehen, dass sie andere Wege finden, um Kapital aufzunehmen", sagt Neil Dwane, Chef-Investmentstratege von RCM, einer Tochter von Allianz Global Investors. Das könnte bedeuten: Sie bitten den Staat um Hilfe, wenn sonst nichts geht.

"Die Geschichte der Kapitalerhöhungen bei Banken ist voll von Katastrophen", sagt Dwane. Den Aktionären bleibe oft nur die Wahl zwischen Pest und Cholera: Zögen sie nicht mit, würden ihre Anteile drastisch verwässert - zeichneten sie neue Aktien, drohten weitere Kursverluste.

Wer 2011 zum Beispiel bei der Commerzbank zugegriffen hat, hat knapp die Hälfte oder sogar drei Viertel seines Einsatzes verloren.

Insgesamt fehlen 31 der 70 größten europäischen Banken nach Erkenntnissen der EU-Aufsichtsbehörde EBA 115 Milliarden Euro Eigenkapital. Die Commerzbank, die italienische Banca Monte dei Paschi und andere Banken in Portugal, Zypern und Spanien werden genannt, wenn es um eine mögliche Verstaatlichung geht.

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