Musikverlag:Geniestreich

Michael Jackson

Michael Jackson ist der "King of Pop". Geschäftlich hatte er nicht immer eine glückliche Hand.

(Foto: Timothy A. Clary/AFP)

Michael Jacksons Erben verkaufen ihre Beteiligung am Musikverlag Sony-ATV mit vielen Rechten an Beatles-Songs für 750 Millionen Dollar.

Von Kathrin Werner, New York

Paul McCartney war richtig sauer auf Michael Jackson. Eigentlich waren die beiden Freunde, sie nahmen sogar ein paar Lieder gemeinsam auf. "The Girl Is Mine" zum Beispiel, auf dem Foto auf der Singleplatte lächeln beide miteinander, beide die Hände in den Hosentaschen, beide noch jung. Jackson fragt McCartney damals um Rat, wie er mit Musik mehr Geld verdienen könnte. Einer der Anlagetipps des Briten: Kauf dir Musikrechte.

Als der Sänger den Ratschlag befolgte, war es vorbei mit der Freundschaft. Denn Jackson kaufte nicht irgendwelche Songrechte, sondern einen riesigen Katalog, der vor allem Lieder der Beatles umfasst. 1985 war das. McCartney wollte sie eigentlich selber haben, hatte aber nicht genug Geld. McCartney hatte angeblich gerade mal fünf Millionen Dollar geboten. Jackson überbot ihn, zahlte 41,5 Millionen Dollar - und seither verdiente nicht McCartney, wenn irgendwo "Love me do", "Yesterday", "Hey Jude", "Let it be" oder ein anderer vom Duo McCartney und John Lennon geschriebener Beatles-Song lief, sondern Jackson.

Seither gehörte Jackson die Hälfte des Musikverlags Sony-ATV. Der Verlag hält Rechte an mehr als drei Millionen Liedern, unter anderem von Leonard Cohen, Bob Dylan, Marvin Gaye, Kraftwerk, Joni Mitchell, Queen, den Rolling Stones, Taylor Swift, Lady Gaga und Kanye West - und vor allem den Beatles. Diese Rechte sind ein lukratives Geschäft. Ein Musikverlag vermarktet die Rechte an Liedern für Komponisten und Songschreiber. Wenn das Lied irgendwo gespielt wird, zum Beispiel im Radio oder in einem Film oder Werbespot, kassieren die Verlage Lizenzgebühren. Angeblich hat die Produktionsfirma der Fernsehserie Mad Men zum Beispiel 250 000 Dollar gezahlt, um den Beatles-Song "Tomorrow Never Knows" in einer Episode im Jahr 2012 abzuspielen.

Für Jackson, der mit Geld oft kein gutes Händchen hatte, war die Beteiligung an Sony-ATV ein gutes Geschäft - und auch für seine Erben. Der Sänger starb 2009 hoch verschuldet im Alter von 50 Jahren. Jetzt kauft der japanische Elektronik- und Medienkonzern Sony den Erben deren Hälfte an Sony-ATV ab und zahlt dafür 750 Millionen Dollar - eine ordentliche Summe mehr, als der Sänger selbst 1985 zum Ärger McCartneys gezahlt hatte.

Sony und Jackson hatten den Verlag 1995 als Gemeinschaftsunternehmen gegründet, Jackson war damals pleite und verkaufte eine Hälfte der Verlagsrechte an seine Plattenfirma. Sony hatte seither ein Vorkaufsrecht für den Anteil des Co-Gründers. Nach seinem Tod gab es laut Medienberichten Streit über den Preis und die Zukunft für Jacksons Anteil an Sony-ATV.

Den Erben bleiben nach dem Verkauf die Rechte an Jacksons eigenen Songs, die er nie an Sony-ATV übertragen hatte, diese gehören Mijac Music. Ihnen bleibt auch eine Beteiligung am Musikverlag EMI. Jacksons Kauf der Musikrechte im Jahr 1985, sagten die beiden Verwalter seiner Erbschaft John Branca und John McClain, "gilt als eine der schlauesten Investitionen in der Geschichte der Musik". Der Weiterverkauf des Jackson-Anteils an Sony, "ist der Beweis für Michaels Voraussicht und sein Genie bei Investitionen in Musikverlage". McCartney würde dieses Kompliment für sich beanspruchen.

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