Süddeutsche Zeitung

Musikstreaming-Dienst:Spotify startet erfolgreich an der Börse

  • Ohne die übliche Hilfe von Banken startete der Streaming-Dienst an der Börse. Der Einstandskurs von 165,90 US-Dollar pro Aktie übertraf die Erwartungen dennoch.
  • Das Modell könnte nun Nachahmer finden, unter anderem beim Fahrdienstvermittler Uber.

Der größte Musik-Streamingdienst Spotify hat bei seinem Börsendebüt für Spannung gesorgt. Erst mehr als drei Stunden nach dem Handelsauftakt der New York Stock Exchange (NYSE) wurde am Dienstag ein offizieller Einstandskurs ermittelt. Letzlich stand der Wert von 165,90 US-Dollar für die Aktien des schwedischen Unternehmens fest. Damit starteten die Papiere 26 Prozent über dem von der Börse gesetzten Referenzkurs von 132 Dollar. Das bedeutet, die Aktien waren zum Auftakt deutlich mehr wert als bei privaten Transaktionen vor dem Börsengang.

Dass sich der Handelsstart der Anteilsscheine so lange hinzog, liegt auch an dem ungewöhnlichen Verfahren für den Börsengang. Spotify wählte die Direktplatzierung. Die Schweden verzichteten weitgehend auf die - für eine Firma ihrer Größenordnung eigentlich übliche - Betreuung durch Investmentbanken. Der standardmäßige, von Banken organisierte, Preisbildungsprozess im Vorfeld ist weggefallen. Es gab weder eine Werbetour bei Investoren, noch einen Ausgabepreis, der ermittelt wurde.

Dieser Weg ist preiswert und spart Zeit, ist aber auch mit Risiken verbunden. Da Spotify auf einen klassischen Börsengang verzichtet, muss das Unternehmen auch ohne die gängigen Schutzmechanismen auskommen, die einen Absturz der Aktien verhindern. Beobachter rechnen deswegen damit, dass sich die Notierung zu einer Achterbahnfahrt auswachsen dürfte

Sollte sich die Aktie nach dem erfolgreichen Start stabilisieren, könnte der ungewöhnliche Weg an die Börse viele Nachahmer finden. Es ist das erste Mal, dass dies an der New York Stock Exchange überhaupt passiert. Interessant könnte der Weg vor allem für Unternehmen sein, die über eine bekannte Marke verfügen, und auch deswegen auf eine Roadshow im Vorfeld eines Finanzmarktdebüts verzichten können. Zu möglichen Anwärtern zählen die am Privatmarkt bereits teuer gehandelten Mitfahrdienste Uber und Lyft. "Das ist ein großer Moment für die Wagniskapital-Industrie", sagte der Partner des Finanzinvestors Felix Capital, Frederic Court. Die Direktplatzierung werde Milliarden freisetzen, die an die Investoren zurückgingen und damit auch mehr Kapital nach Europa brächten.

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