Der Rückversicherer Munich Re deckt große Risiken ab. Er muss auf Milliardenschäden aus Hurrikans vorbereitet sein, ihm gehören Lebensversicherer und Kfz-Spezialisten. Kein Wunder, dass er insgesamt 245 Milliarden Euro an Kapitalanlagen verwaltet. Bemerkenswert ist aber vor allem das Ergebnis: In den ersten sechs Monaten betrug die Gesamtrendite 12,1 Prozent, auf Jahreswerte umgerechnet. Während die Branche über Niedrigzinsen klagt, fährt der weltgrößte Rückversicherer einen Milliardenertrag aus seinen Investments ein.
Finanzchef Christoph Jurecka erklärt das mit der besonderen Lage am Kapitalmarkt. "Wir hatten die erstaunliche Situation, dass alle Wertpapierkategorien an Wert gewonnen haben." Gleichwohl bleibt die Munich Re vorsichtig. Sie zeigt nur drei Prozent dieser Gesamtrendite in den Ergebnissen für das Halbjahr. Die restlichen 9,1 Prozent werden gebunkert. "Wir haben die stillen Reserven gestärkt", sagt Jurecka. Das soll den Konzern noch besser gegen Turbulenzen an den Kapitalmärkten absichern.
Jurecka spricht von "vielen Zufälligkeiten", die zu dem Rekordergebnis im ersten Halbjahr führten. Es werde auch wieder Zeiten geben, in denen die Erträge deutlich sinken. "Für Geld, das wir jetzt neu anlegen, bekommen wir nur 2,1 Prozent."
Konzernchef Joachim Wenning können die hohen Kapitalerträge nur recht sein. Er kann für die ersten sechs Monate einen Gewinn von 1,6 Milliarden Euro melden, 71 Millionen Euro mehr als im Vorjahr. Dennoch bleibt auch er vorsichtig. Die Prognose, wonach die Munich Re im vollen Jahr 2019 um die 2,5 Milliarden Euro verdienen wird, will er nicht erhöhen.
Neben den Kapitalerträgen half dem Konzern im ersten Halbjahr auch, dass es vergleichsweise wenig Naturkatastrophen gab. Das kann sich allerdings sehr schnell ändern, dafür reicht eine Hurrikanserie oder, wie 2018, eine Reihe teurer Waldbrände. Auch von Menschen verursachte Schäden können teuer werden. Die beiden Boeing 737 Max, die 2018 und 2019 abstürzten und zur Stilllegung der gesamten Flotte dieses Typs führten, sorgten für einen hohen Versicherungsschaden. Die Munich Re hat bislang 150 Millionen Euro zurückgestellt, wird den Betrag aber wohl im dritten Quartal erhöhen.
Obwohl es dem Konzern derzeit gut geht, hält Konzernchef Wenning an seiner Umbauagenda für die Gruppe fest. Er hat bereits ein Programm zur Personalreduzierung aufgelegt und entwickelt das Unternehmen gerade in Bereichen weiter, die nicht zum klassische Geschäftsfeld der Rückversicherer, also die Versicherung der Versicherer, gehören. Dazu zählt zum Beispiel die Versicherung von Konzernen gegen Cyberrisiken. "Wir haben aktuell zehn Prozent des Weltmarktes und wollen die auch halten", sagt Wenning.
Das wird ergänzt durch das direkte Geschäft mit Privatkunden, das die Düsseldorfer Tochter Ergo betreibt. Ergo hat in den vergangenen Monaten eine Reihe von Auslandsgesellschaften verkauft, die wenig Aussicht auf langfristige Erfolge versprachen. In Indien dagegen expandiert die Gruppe. Zusammen mit dem neuen Partner, der indischen Bank HDFC, sei Ergo in der privaten Krankenversicherung die Nummer zwei im indischen Markt und könne einen Marktanteil von 8,2 Prozent aufweisen, hieß es. In der Sachversicherung sei sie mit 6,4 Prozent die Nummer drei im Markt.