Süddeutsche Zeitung

Munich Re:Gemeinschaftsarbeit

Der Münchener Rückversicherer macht ausgerechnet seinen eigenen Kunden Konkurrenz: Er bietet zusammen mit Simplesurance Policen an.

Von Friederike Krieger, Köln

Das Versicherungs-Start-up Simplesurance hat einen gewichtigen Kooperationspartner gewonnen. Künftig wird das Unternehmen zusammen mit dem Rückversicherer Munich Re Versicherungen für Privatkunden entwickeln.

Das 2012 gegründete Berliner Unternehmen vertreibt Policen für Smartphones, Laptops, Fahrräder und andere Gegenstände in 28 EU-Ländern, zum einen über eigene Online-Portale wie Schutzklick.de, vor allem aber über 1700 Online-Shops von Händlern. So bietet der chinesische Smartphone-Hersteller Huawei Kunden, die über den Online-Shop V-Mall ein Smartphone kaufen, eine Handy-Police von Simplesurance gleich mit an.

Die Versicherungswirtschaft wird von Start-ups wie Simplesurance angegriffen. Der Rückversicherer Munich Re, der mit der Ergo einen eher traditionellen Versicherer betreibt, reagiert auf diese Entwicklung. Indem er Start-ups Versicherungskapazität zur Verfügung stellt, macht er allerdings auch seinen Kunden, den Erstversicherern, Konkurrenz.

Bisher ist Simplesurance nur Vermittler, Versicherer für die Policen sind unter anderem Allianz, Ergo Direkt, R+V, Arag und die US-Gesellschaft Assurant. "Durch die Kooperation mit Munich Re können wir zum ersten Mal die Policen selbst entwickeln", sagt Gründer und Chef Robin von Hein. Simplesurance arbeitet dabei mit der Munich-Re-Geschäftseinheit Digital Partners in London zusammen. Hier bündelt der Rückversicherer seine Kooperationen mit Start-ups. Wie bei den anderen Versicherungen, die Simplesurance verkauft, soll es um solche gehen, die sich zusammen mit Produkten online verkaufen lassen. "Wir wollen Ende des Jahres, spätestens im ersten Quartal 2017, die erste Police auf den Markt bringen", sagt von Hein. Um den Verkauf und die spätere Schadenabwicklung kümmert sich Simplesurance, die Versicherungsrisiken trägt die britische Munich-Re-Tochter Great Lakes.

Für Munich Re ist das nicht die erste Kooperation dieser Art. So hat der Rückversicherer im Juli eine Zusammenarbeit mit dem US-Start-up Slice Labs vereinbart. Die Firma will Kurzzeitpolicen für Gewerbetreibende anbieten, etwa Versicherungen für Uber-Fahrer.

Hier hilft Munich Re ebenfalls bei der Produktentwicklung und ist Risikoträger. Auch Konkurrent Swiss Re ist mit Start-ups im Geschäft. So trägt die Luxemburger Swiss-Re-Tochter Iptiq die Versicherungsrisiken für den Online-Lebensversicherer Community Life.

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SZ vom 29.09.2016
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