Munich Re:Batterie-Versicherung für die Stromwende

Der Rückversicherer Munich Re sichert Hersteller ab, falls deren Energiespeicher schwächeln. Für potenzielle Investoren ist dieser Versicherungsschutz ein wichtiges Argument.

Von Anna Gentrup, Köln

Der Rückversicherer Munich Re mischt bei der Energiewende mit. Die Münchener versichern schon die Leistung von Solarmodulen, Windparks und Brennstoffzellen. Jetzt kommen noch industrielle Batterien hinzu. Mit der Police garantiert die Munich Re den Käufern, dass die Batterien die vom Hersteller versprochene Lebensdauer und Leistung haben. Schwächelt ein Typ innerhalb von zehn Jahren, übernimmt der Rückversicherer die Kosten für Reparatur und Austausch, sobald sie eine festgelegte Summe übersteigen.

Die Fertigung von Batteriezellen hat große Wachstumschancen. Der Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau (VDMA) rechnet mit rund 155 000 neuen Arbeitsplätzen, um die Nachfrage allein in Europa zu decken. Die Hersteller der Energiespeicher sind auf Großinvestoren angewiesen, doch für die Geldgeber birgt das Geschäft hohe Risiken. Mit den neuen Technologien gibt es keine Langzeiterfahrungen, Prognosen über die Leistung der Produkte bergen eine Reihe von Gefahren. Versicherungen, die Hersteller vor unkontrollierbaren Kosten schützen, spielen eine große Rolle für die Entwicklung.

Die Munich Re bietet die Batterie-Versicherung zunächst für Großprojekte an, vor allem in der Energieversorgung. Dort sichern Großbatterien die Netzstabilität und federn Lastspitzen ab. Erster Kunde ist der amerikanische Batteriehersteller ESS. Dessen Flüssigbatterien speichern Energie aus Solarparks und von Netzbetreibern. Der Rückversicherer will das Angebot zudem bald ausweiten und auch Batterien von Elektrofahrzeugen versichern.

Die Stromspeicher spielen bei der Energiewende eine wichtige Rolle. Energieversorger brauchen starke Batterien, um Solar- und Windstrom zwischenzuspeichern. Auch Autohersteller sind auf starke Speicher angewiesen. Sie können es sich nicht leisten, Batterien zu verbauen, deren Leistung nach einigen Jahren sinkt.

Die Munich Re ist mit dem Batterieschutz auf fremdem Terrain unterwegs. Im Kerngeschäft sichern Rückversicherer die Großrisiken von Erstversicherern wie Allianz, Gothaer oder HDI ab. Die Rückversicherer befinden sich seit Jahren allerdings in einer vertrackten Lage. Alternative Kapitalgeber wie Pensionsfonds überschwemmen den Markt mit Kapital, die Überkapazität drückt auf die Preise. Das drängt die traditionellen Anbieter, neue Geschäftsmöglichkeiten zu suchen.

Ob die Munich Re das Batterie-Risiko richtig einschätzt, wird sich in zehn bis 20 Jahren zeigen. In der Vergangenheit führten so genannte "Performance Guarantees", so der Fachausdruck, schon öfter zu sehr hohen Schadenbelastungen für Versicherer.

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