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Muhammad Ali verklagt Firma:Auf die Schnauze

Im Ring hat Muhammad Ali seine Kontrahenten reihenweise k. o. geschlagen. Jetzt hat er einen neuen Gegner - allerdings nicht im Boxring, sondern vor Gericht. Ali verklagt eine kanadische Firma, die mit seinem Zitat wirbt: "Schweb' wie ein Schmetterling, stich wie eine Biene".

Angelika Slavik

Gott, was war das für ein Mann! Großmäulig und siegreich, gibt es eine bessere Kombination? Muhammad Ali, nach Eigendefinition schlicht The Greatest, sollte für viele nachfolgende Generationen unerreichbar bleiben - als Boxer und als Kerl.

Ali, das war immer ein Ereignis, auch außerhalb des Rings. 1974, vor dem vielleicht berühmtesten Boxkampf aller Zeiten, als er in Kinshasa gegen George Foreman antreten sollte, formulierte er seine Strategie in selbstverliebt-poetischen Worten: Er werde "schweben wie ein Schmetterling, zustechen wie eine Biene", sagte Ali.

Der favorisierte Foreman ging tatsächlich zu Boden - und Alis Kampfansage wurde nur eines von vielen weltberühmten Zitaten. Ebenfalls überliefert: "Ich bin das Größte, das jemals gelebt hat" oder auch "Ich weiß nicht immer, wovon ich rede. Aber ich weiß, dass ich recht habe".

Aus manchen dieser Sprüche hat Ali noch Jahrzehnte später ein Geschäft gemacht: als Werbefigur etwa für den Sportausrüster Adidas im Jahr 2004. "Impossible is nothing", war das Motto der Kampagne - ein Ali-Zitat. In einem der dazugehörigen Spots stieg er, dank ausgereifter Computertechnik in körperlicher Hochform, gegen seine eigene Tochter Leila in den Ring. Leila ist Profi-Boxerin. Impossible is nothing.

Und heute? Hat das Faszinosum Ali offenbar nichts von seiner Anziehungskraft verloren. Der kanadische Online-Buchhändler Kobo jedenfalls griff dieser Tage wieder auf das legendäre Zitat von Schmetterling und Biene zurück. Float like a butterfly, sting like a bee, stand in einer Anzeige, mit der das Unternehmen für seinen neuen E-Reader werben wollte. Und darunter: "Leichtgewichtig. Kraftvoll. Intuitiv." Eigenschaften, die Parallelen wohl herstellen sollten zwischen Produkt und Ali - auch wenn der ja eigentlich Schwergewichtsboxer war.

Ob es dieses Detail war, das den großen Ali so verärgert hat? Die Werbeanzeige gefiel ihm und seiner Firma Muhammad Ali Enterprises jedenfalls überhaupt nicht - zumal das Unternehmen sich diesen Spruch des heute schwer kranken 69-Jährigen schon vor Jahren patentrechtlich hat sichern lassen.

Ali hat also endlich wieder einen Gegner! Bloß die Waffen haben sich geändert. Statt Fäusten sprechen heute die Anwälte. "Kommerzielle Verwendung von Muhammad Alis Slogan und Muhammad Alis Namen ohne Genehmigung oder Kompensation der Muhammad Ali Enterprises", so holpert es sich durch die Klage, die nun in New York eingereicht wurde. Ach, leichtfüßiger Schmetterling, wo bist du nur hin?

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SZ vom 15.07.2011/lom
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