Münchner Rück:Schaden doppelt so hoch wie erwartet

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Die Münchner Rück rechnet nun mit 2,1 Milliarden Euro versicherten Schäden aus den Anschlägen von New York und Washington.

Der Jahresüberschuss der Münchener Rück wird in Folge der nach oben revidierten Schadensschätzung in diesem Jahr möglicherweise unter das Niveau des Vorjahers zurückfallen.

Ein Unternehmenssprecher sagte am Donnerstag in München, dass das ursprüngliche Ziel, den Gewinn um zehn Prozent zu steigern, nicht mehr zu halten sei.

Auch sei "natürlich fraglich", ob der Überschuss von 1,75 Milliarden Euro aus dem Vorjahr wieder erreicht werde.

Die auf 2,1 Milliarden Euro mehr als verdoppelte Schätzung der versicherten Schäden aus den Anschlägen von New York und Washington sei sehr konservativ.

Weitere Erhöhung nicht auszuschließen

Trotz eines Sicherheits-Puffers sei eine weitere Erhöhung aber nicht völlig auszuschließen.

Der weltgrößte Rückversicherer kündigte weiterhin an, seine Rückversicherungsverträge als Konsequenz aus der Anschlagsserie weltweit "grundsätzlich neu zu überprüfen". Der Kurs der Rück-Aktie gab zu Handelsbeginn um 3,8 Prozenz auf 247 Euro nach.

Größte Schadensbelastung bisher

Durch die Anschläge auf das World Trade Center in New York ist dem weltgrößten Rückversicherer Münchener Rück möglicherweise in absoluten Zahlen die größte Schadensbelastung in der Unternehmensgeschichte entstanden.

Münchener Rück teilte mit, der Schaden entspreche 11,5 Prozent der Rückversicherungsbeiträge von 18,3 Milliarden Euro.

Dies wäre in absoluten Zahlen mit Abstand der größte Schaden in der Unternehmensgeschichte. Im Verhältnis zu den Beitragseinnahmen wäre die Schadensbelastung allerdings immer noch kleiner als die nach dem Erdbeben von San Francisco 1906.

1,25 Euro je Aktie

Vorstandschef Hans-Jürgen Schinzler erklärte, diese "konservative Schätzung" beziehe alle denkbaren Szenarien ein.

Selbst vor dem Hintergrund der Gesamtsituation und der daraus resultierenden sehr erheblichen Ergebnisbelastung sei davon auszugehen, dass Münchener Rück für 2001 den Betrag von 1,25 Euro je Aktie ausschütten werde.

Noch keine konkreten Schadensanzeigen

Konkrete Schadensanzeigen der betroffenen Erstversicherungsgesellschaften lägen der Münchener Rück bisher noch nicht vor, teilte das Unternehmen weiter mit. Dennoch ergäben die inzwischen gesammelten Informationen ein verändertes Bild.

Neben den beiden Türmen des World Trade Center seien zahlreiche Gebäude in der Nachbarschaft beschädigt oder zerstört worden, was sich auch auf die Höhe der Betriebsunterbrechungsschäden auswirke. Schon deshalb sei das Ausmaß des gesamten Schadens erheblich gestiegen.

Angesichts der Komplexität des Schadenereignisses könne die Abwicklung lange Zeit in Anspruch nehmen. "Wir werden unsere Geschäftspartner selbstverständlich von Beginn an mit Rat und Tat unterstützen", teilte das Unternehmen weiter mit.

Neueinschätzung der Risikosituation

Zusätzlich zu der ohnehin notwendigen weiteren Verbesserung von Preisen und Bedingungen erwarte die Münchener Rück für die traditionell im letzten Quartal eines Jahres stattfindenden Erneuerungen der Rückversicherungsverträge eine grundlegen Neueinschätzung der Risikosituation, da die Anschläge ein bisher unvorstellbares Schadenspotenzial aufgezeigt hätten.

Dies betreffe nicht allein den US-Markt, sondern gelte weltweit. Die Erst und Rückversicherungsdeckungen und ihre Konditionen seien grundlegend zu überdenken.

(sueddeutsche.de, Reuters)

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