Die spektakuläre Übernahmeschlacht um das globale Geschäft mit Müll und Leitungswasser endet überraschend mit einem Friedensschluss. Nach sieben Monaten teils schmutziger Kämpfe haben die Konzerne Veolia und Suez eine Grundsatzeinigung erzielt: Sie ermöglicht es Veolia, Suez großteils zu übernehmen und damit die Stellung als Weltmarktführer auszubauen. Bis zum 14. Mai soll eine endgültige Vereinbarung über den Milliardendeal stehen. "Die Zeit der Konfrontation ist zu Ende", sagte Veolia-Chef Antoine Frérot am Montag triumphierend.
Die Auseinandersetzung der beiden Pariser Konzerne wirkte wie ein erbitterter Bruderkampf, der in Frankreich nicht nur die Gerichte, sondern auch die Regierung beschäftigte. Nun hat sich mit Veolia der größere der beiden Entsorger durchgesetzt, nachdem es dem Konzern im Oktober schon gelungen war, gegen den Willen von Suez ein Drittel am Rivalen zu übernehmen.
Allerdings muss Veolia-Chef Frérot für diesen mühsamen Sieg erhebliche Zugeständnisse machen: Dem Kompromiss zufolge erhält er nur einen Teil von Suez, während ein anderer Teil als Konkurrent bestehen bleibt. Außerdem muss Veolia mehr bezahlen als der Konzern bisher bot - 20,50 Euro anstatt 18 Euro je Suez-Aktie. Damit wird Suez mit 13 Milliarden Euro bewertet, zuzüglich Schulden.
Während öffentliche Wasserversorgung, Müllabfuhr und Recycling in vielen Ländern noch kleinteilig und lokal organisiert sind, haben sich in Frankreich seit dem 19. Jahrhundert große Infrastrukturfirmen herausgebildet. Suez etwa war, wie der Firmenname erahnen lässt, schon an Bau und Betrieb des gleichnamigen Kanals in Ägypten beteiligt. Heute ziehen die Franzosen aus dieser frühen Konzentration einen Vorteil am Weltmarkt mit Ver- und Entsorgungsleistungen. Und nun baut Veolia dank des Suez-Kaufs mit einem Umsatz von künftig etwa 37 Milliarden Euro seine Vormacht am Weltmarkt aus.
In Deutschland, wo bisher beide Rivalen aktiv sind, dürften die Franzosen durch ihren Zusammenschluss den Abstand auf den lokalen Branchenführer Remondis zumindest ein wenig verkürzen. Die Expansion am deutschen Markt hatte Veolia-Chef Frérot zu einer Priorität erklärt, als er seinen Übernahmeplan im vergangenen August vorstellte.
Profiteur des Streits: der Eigentümer der Lidl-Discounter
Nach dem Kampf mit Suez jedoch muss Frérot gerade in Deutschland seinen Ehrgeiz wohl zügeln. Denn ein Teil der bisher von Suez verfolgten Sabotagetaktik gegen Veolia war es, Geschäftszweige schnell an andere Bieter zu verkaufen, um die Übernahme für Veolia unattraktiv zu machen. Profiteur dieser Taktik ist in Deutschland die Familie Schwarz, Eigentümerin der Lidl-Discounter. Für 1,1 Milliarden Euro übernimmt sie mit ihrer Recyclingfirma Prezero Suez-Filialen in Deutschland sowie in den Niederlanden, Polen und Luxemburg. Die Genehmigung dieses Geschäfts durch die EU-Kommission steht nach Informationen der Nachrichtenagentur Reuters kurz bevor.
Andere Manöver, die das Suez-Management zur Abwehr von Veolia unternommen hatte, müssen dem Friedensschluss zufolge dagegen rückgängig gemacht werden. Dazu zählt ein geplanter Verkauf in Australien. Und vor allem die trickreiche Auslagerung des Suez-Wassergeschäfts in eine Stiftung niederländischen Rechts - was den Wert des Übernahmeziels schmälerte. Dafür bleiben Wasserversorgung und Müllabfuhr in Frankreich, der Kern von Suez, jetzt als eigenständige Firma erhalten. Der geschrumpfte Konzern soll zudem auf einigen internationalen Märkten wie Italien und Indien aktiv bleiben.
Mit der Einigung endet ein hässlicher Streit. Die französische Regierung, die eine einvernehmliche Lösung angemahnt hatte, zeigt sich erleichtert. Und an der Börse legen die Aktien sowohl von Suez als auch von Veolia am Montag stark zu. Nur die Mitstreiter von Suez fühlen sich als Verlierer: Die Führung des Unternehmens, sagt der Chef des Konzernbetriebsrats, habe "Verrat begangen".