Motorroller:Vespa statt Bus

Vespa

Ein roter Vespa-Roller von Piaggio: Der italienische Hersteller ist ein Profiteur der Pandemie.

(Foto: Tobias Hase/dpa)

Der italienische Traditionshersteller Piaggio profitiert besonders stark vom Boom in Corona-Zeiten - er verkauft nun mehr Roller als BMW.

Der Kraftradboom im Corona-Jahr 2020 hat vor allem dem italienischen Hersteller Piaggio in Deutschland viele neue Kunden gebracht. Wurden 2019 rund 18 900 Roller der Marke neu zugelassen, waren es ein Jahr später mehr als 30 800, wie aus aktuellen Zahlen des Kraftfahrt-Bundesamtes hervorgeht. Damit war der Hersteller des Kultrollers Vespa erstmals beliebter als jede andere Marke im Segment der Krafträder.

In den Vorjahren war stets BMW Spitzenreiter gewesen. Von dem Hersteller wurden 2020 jeweils knapp 27 800 Motorräder neu zugelassen, 2019 waren es fast 26 200. Knapp dahinter folgt die österreichische Marke KTM, von der im vergangenen Jahr knapp 26 500 Motorräder neu registriert worden sind. Die leichten Motorräder, die oft mit Automatik betrieben werden, böten sich in verkehrsbelasteten Städten als Ersatz für das Auto an, erklärt der Vorsitzende des Bundesverbands der Motorradfahrer, Michael Lenzen, den Trend. "Auf dem Land ist ein Mofa oder Roller für junge Menschen angesichts eines oftmals geringen Angebots an ÖPNV die einzige Alternative, um mobil zu sein." Sie seien zudem in ihrer Leistung und Fahrweise in den vergangenen Jahren Motorrädern immer ähnlicher geworden.

Auch der Industrie-Verband Motorrad (IVM) sieht Vorteile bei den Motorrollern. Sie erwiesen sich als "höchst praktische Mobilitätslösung beim Pendeln zum Arbeitsplatz genauso wie zum Einkaufen - mit quasi eingebauter Parkplatzgarantie", wie ein Sprecher sagte. Insgesamt wurden 2020 knapp 222 000 neue Krafträder von den zuständigen Behörden registriert - ein Plus von fast 32 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Grund dafür ist nach Ansicht der Experten einerseits die Pandemie. "Motorradfahren war eines der wenigen Dinge, die man unter den Corona-Schutzbedingungen noch machen konnte", sagte Lenzen. Viele Menschen scheuten den Experten zufolge zudem Bus und Bahn und stiegen stattdessen auf Roller oder Motorrad um. Außerdem wurden Ende 2019 neue Führerscheinregeln erlassen, sodass erfahrenere Autofahrer nun ohne zusätzliche Führerscheinprüfung Maschinen mit bis zu 125 Kubikzentimetern Hubraum und 15 PS fahren dürfen. Von dieser Möglichkeit machten nach Angaben des IVM 2020 etwa 50 000 Menschen Gebrauch.

Lenzen rechnet wegen des Kraftrad-Booms zwar zunächst mit mehr Unfällen auf Deutschlands Straßen. "Wir hoffen allerdings, dass sich der Trend sinkender Unfallzahlen bei den Motorrädern trotz der steigenden Zulassungszahlen insgesamt weiter fortsetzt." Die Verbände gehen davon aus, dass sich der Roller-Trend auch in diesem Jahr fortsetzen wird.

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