Süddeutsche Zeitung

Motor der spanischen Wirtschaft:Wilde Küsten und viel Industrie

Die gute Reputation und der Erfolg Kataloniens beruht vor allem auf zwei Wirtschaftszweigen.

Von Marcel Grzanna

Katalonien gilt als einer der Motoren der spanischen Wirtschaft und als wichtigster Industriestandort des Landes. Die gute Reputation basiert vor allem auf zwei Pfeilern. Einerseits verkaufen Kataloniens Exporteure wesentlich mehr Ware ins Ausland als Firmen aus anderen Regionen. 23 Prozent der gesamten spanischen Ausfuhren in einem Gegenwert von 85 Milliarden Euro wurden im Jahr 2016 in Katalonien produziert. Hauptziele der katalanischen Exporte sind Frankreich und Deutschland.

Der Autobauer Seat aus dem VW-Konzern zählt zu den wichtigsten Firmen der Region. Nur jedes fünfte seiner Fahrzeuge bleibt jedoch in Spanien. 80 Prozent der Produktion gehen ins Ausland. Seat hat in Katalonien seine Wurzeln und bis heute seinen Hauptsitz. Den Hersteller umgibt ein Speckgürtel der internationalen Zulieferindustrie. Beliebt ist die Region zudem bei der Chemieindustrie, die große Teile ihrer Umsätze in Katalonien erwirtschaftet. Die Pharmabranche und die Lebensmittel-Industrie sind weitere wichtige Industriezweige. In jüngster Zeit ließen sich auch zunehmend junge Start-up-Firmen aus der Mobilfunkbranche oder dem IT-Sektor dort nieder. Die Wirtschaftskraft pro Kopf ist in Katalonien zwar geringer als im Großraum Madrid oder auch im Baskenland. Dennoch liegt sie über dem Landesschnitt. Zudem ist keine andere Region Spaniens so beliebt für ausländische Investitionen wie der Nordosten Spaniens. Zuletzt lag das Volumen bei 37 Milliarden Euro.

Säule Nummer zwei der katalanischen Wirtschaftskraft ist der Tourismus. Die Costa Brava mit zahlreichen Badeorten entlang der Nordostküste der iberischen Halbinsel ist bei Sonnenurlaubern besonders auch aus Deutschland beliebt. 18 Millionen Gäste aus dem Ausland registrierte die Region im vergangenen Jahr. Damit war sie der stärkste Touristenmagnet Spaniens. Die Regionalhauptstadt Barcelona verzeichnete seit 1990 sogar den stärksten Zuwachs an Touristen aller Metropolen weltweit. In den vergangenen knapp 30 Jahren verzehnfachte sich die Zahl der Übernachtungen auf 17 Millionen pro Jahr.

Dem spanischen und insbesondere dem katalischen Arbeitsmarkt tut die Beliebtheit gut. Mit rund 12,5 Prozent im dritten Quartal weist die Region eine der geringsten Erwerbslosenquoten des Landes auf. Trotz des volkswirtschaftlichen Aufschwungs seit 2013 ist in Spanien noch immer jeder Sechste ohne Beschäftigung. Der Internationale Währungsfonds mahnt etwa, andere Sektoren nicht zu vernachlässigen. Bildungsangebote müssten dringend verbessert werden.

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Quelle:
SZ vom 15.11.2017
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