Moody's stuft ESM und EFSF herab:Ratingagentur entzieht Rettungsschirm Spitzenrating

Erst wurde Frankreich abgewertet, jetzt trifft es folgerichtig den europäischen Rettungsschirm. Die Agentur Moody's senkt die Bonitätsnoten von ESM und EFSF um eine Stufe. Damit könnte die Rettung des Euros noch teurer werden.

Der Euro-Rettungsschirm büßt sein Spitzenrating ein. Die Agentur Moody's senkte die Bonitätsnoten von ESM und EFSF von "Aaa" um eine Stufe auf "Aa1". Der Ausblick für beide bleibt negativ. Das heißt, es droht eine weitere Absenkung.

Die Abstufung sei vor allem Folge der schlechteren Bonität des Euro-Schwergewichts Frankreich, teilte Moody's mit. Die Agentur hatte Frankreich vor einer guten Woche ebenfalls von Aaa auf Aa1 abgestuft.

Die Heradstufung ist folgerichtig - weil EFSF und ESM kein eigenes Kapital besitzen, setzt sich ihre Bewertung aus den Ratings ihrer Geldgeber zusammen. "Frankreich ist der zweitgrößte Unterstützer der beiden Finanzinstrumente", erklärte Moody's. Das Land haftet zu 21,83 Prozent für die EFSF-Kredite. Wichtigstes Land für ESM und EFSF ist Deutschland mit bisher 29.07 Prozent, das von Moody's weiter die Bestnote Aaa erhält. Einem Bericht des Focus zufolge haftet Deutschland aber für einen größeren Anteil als geplant, nämlich 29,15 Prozent. Weil der Beitrag der Slowakei durch eine Sonderregelung gedeckelt sei, erhöhe sich der Anteil, den Deutschland tragen müsse, um 180 Millionen Euro.

Der Europäische Stabilitätsmechanismus (ESM) ist der Nachfolger des zeitlich begrenzten Rettungsschirm EFSF. Der Krisenfonds gibt im Notfall an den Finanzmärkten Anleihen heraus, für welche die Euro-Länder garantieren. Diese Gelder werden dann als verzinste Kredite an bedürftige Staaten weitergegeben. Unter anderem haben Griechenland und Irland Geld aus dem EFSF erhalten.

Ein schlechteres Rating kann die Aufnahme von frischem Geld am Kapitalmarkt verteuern und erschweren. Allerdings ist auch eine Note von Aa1 immer noch sehr gut. Zudem ist Moody's nur eine der großen Ratingagenturen. Moody's folgt nach der Herabstufung Frankreich der Ratingagentur Standard & Poor's. Sie hatte dem EFSF bereits im Januar das Spitzenrating aberkannt, drei Tage nachdem sie Österreich und Frankreich herabgetuft hatte. Von Fitch, der kleinsten der "Big Three", der drei weltweit dominiserenden Agenturen, erhält der Rettungsschirm weiterhin das begehrte Triple-A. Darauf verwies auch der ESM in einer Stellungnahme in der Nacht.

"Moody's Rating-Entscheidung ist schwer zu verstehen", sagt der Chef des Euro-Rettungsfonds, Klaus Regling. Moody's verkenne den außergewöhnlich festen institutionellen Rahmen, die politische Rückendeckung sowie die starke Kapitalstruktur.

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