Monsanto:Jetzt fehlen nur noch die USA

Die EU-Kommission genehmigt die geplante Fusion von Bayer und dem Agrarunternehmen Monsanto. Umweltschützer kritisieren die Entscheidung. Eine Hürde für den Super-Konzern bleibt.

Von Alexander Mühlauer und Burkhard Müller, Brüssel/Düsseldorf

Die EU-Kommission hat einen der weltweit umstrittensten Deals genehmigt: Am Mittwoch gaben die Brüsseler Kartellwächter ihr Einverständnis für die geplante Übernahme des US-Saatgutherstellers Monsanto durch den deutschen Konzern Bayer. Die wettbewerbsrechtlichen Bedenken seien vollständig ausgeräumt, weil die Leverkusener Geschäftsteile von weit über sechs Milliarden Euro abgeben werden, erklärte EU-Kommissarin Margrethe Vestager. Die Übernahme könnte aber noch scheitern, denn die Zustimmung der Wettbewerbshüter in den USA steht noch aus. Umweltschützer kritisierten die Entscheidung aus Brüssel scharf.

Für Bayer liegen Vestagers Auflagen im Rahmen der Erwartungen. "Die Genehmigung der Europäischen Kommission ist ein großer Erfolg und ein bedeutender Meilenstein", sagte Vorstandschef Werner Baumann am Mittwoch in Leverkusen. In vorauseilendem Gehorsam hatte Bayer bereits angekündigt, dass der Konzern sein Geschäft mit Saatgut für Feldfrüchte wie Raps und Soja an den Konkurrenten BASF verkaufen wolle. Damit räumte Bayer Bedenken der Wettbewerbshüter aus dem Weg. Mit BASF verhandelt der Konzern auch über einen Verkauf seines Geschäfts mit Gemüsesaaten.

Gut eine Million Beschwerden sind in Brüssel eingegangen. "Ich verstehe, warum", sagt Vestager

Gemeinsam mit Monsanto will Bayer zum weltgrößten Anbieter von Saatgut und Pflanzenschutzmitteln aufsteigen. Mit den Produkten sollen Landwirte noch mehr Nahrungsmittel produzieren und Schädlinge effizienter bekämpfen können. "Davon profitieren Verbraucher und Umwelt", wirbt Bayer-Chef Baumann. Umweltschützer kritisieren hingegen, dass Landwirte nach der Fusion noch abhängiger von einigen wenigen Agrarchemie-Konzernen würden.

Weltweit prüfen etwa 30 Wettbewerbsbehörden den geplanten Zusammenschluss. In mehr als der Hälfte der Staaten haben Bayer und Monsanto mittlerweile die Freigabe erhalten, neben der EU etwa auch in Brasilien und China. Als besonders schwierig erweisen sich jedoch die Verhandlungen mit dem US-Justizministerium. Beide Konzerne arbeiteten eng mit der Behörde zusammen, heißt es, um die Fusion noch im zweiten Quartal dieses Jahres abschließen zu können. Ursprünglich wollte Bayer schon Ende 2017 Vollzug melden.

Die Leverkusener haben etwa 60 Milliarden Dollar für Monsanto geboten. Damit plant Bayer den größten Zukauf, den eine Firma aus Deutschland je angestrebt hat. Der Konzern hat bereits in den vergangenen Jahren seine Kautschuk- und Kunststoffsparte abgespalten und konzentriert sich nun komplett auf das Geschäft mit Arzneimitteln und Landwirtschaft.

Bei der EU-Kommission in Brüssel waren im Vorfeld der Entscheidung mehr als eine Million Beschwerden eingegangen. "Ich verstehe, warum", sagte Kommissarin Vestager. Es handele sich um den dritten großen Deal in der Branche nach der Übernahme des Schweizer Pflanzenschutzspezialisten Syngenta durch ChemChina und den Zusammenschluss der US-Rivalen Dow Chemical und DuPont. "Das ist eine Menge Veränderung in kurzer Zeit", erklärte Vestager. Die Prüfungsbefugnis der Kommission beschränke sich jedoch auf rein wettbewerbsrechtliche Fragen. Die Zahl der weltweit tätigen Firmen, die auf diesen Märkten miteinander konkurrierten, werde sich durch den Bayer-Monsanto-Deal nicht verringern.

Umweltschützer hatten die Kartellwächter dazu aufgefordert, den Deal zu untersagen. Sie befürchten neben einer höheren Abhängigkeit der Landwirte einen vermehrten Einsatz von Chemikalien und eine Verringerung der Artenvielfalt. Auch die Grünen äußerten sich kritisch. "Ich halte die Fusion für falsch", sagte Parteichef Robert Habeck. "Bauern werden weiter in die Abhängigkeit von wenigen Großkonzernen getrieben, die die Preise bestimmen." Landwirte würden so zu "Baysanto-Bauern" gemacht: "Vom Saatgut bis zur Ernte - alles vom Megakonzern. So sehr ich für Forschung und Innovation bin: Tiere und Pflanzen gehören allen; es darf keine Patente auf den Genpool der Natur geben."

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