Mögliches Ende der Dresdner Bank:Auf dem Weg zur Allianz-Bank

Wahrscheinlich ist der Münchner Versicherer mit dem Milliardengewinn der Dresdner Bank sehr zufrieden - trotzdem steht ein Ende der Marke im Raum.

Caspar Busse und Martin Hesse

Herbert Walter hat schon schwierigere Auftritte gehabt als an diesem Montag. Erstmals seit Jahren musste der Dresdner-Bank-Chef bei der Bilanzpressekonferenz keine Horrorzahlen, keine Entlassungen, keine neuen Umbaupläne verkünden.

Mögliches Ende der Dresdner Bank: Der Vorstandsvorsitzende der Dresdner Bank, Herbert Walter freut sich über Milliardengewinne und spielt Gerüchte über das Ende der Marke Dresdner Bank herunter.

Der Vorstandsvorsitzende der Dresdner Bank, Herbert Walter freut sich über Milliardengewinne und spielt Gerüchte über das Ende der Marke Dresdner Bank herunter.

(Foto: Foto: AP)

Entsprechend gelöst bewegte er sich vor den Bildern der Powerpoint-Präsentation, die den Milliardengewinn der Dresdner Bank aufschlüsselten. Statt sich an das Sprecher-Pult zu klammern und eine Rede abzulesen, wählte Walter den freien Vortrag. Dabei ist es mit der Freiheit bei Walter und der Dresdner Bank so eine Sache.

Der Tag für den gebürtigen Oberbayern hatte nämlich nicht gut begonnen. Am Morgen hatte Allianz-Konzernchef Michael Diekmann in einem Zeitungsinterview erstmals die Frage einer Umbenennung der Frankfurter Traditionsbank aufgeworfen. Zu den rund 1000 Bankagenturen - Minifilialen in Allianz-Vertretungen, die derzeit neu gegründet werden - sagte er dem Handelsblatt: "Da steht jetzt auch Dresdner Bank drauf, aber ob in zehn Jahren dort Allianz-Bank steht, das kann ich mir schon vorstellen."

Diekmann betonte zwar auch, dass er eine generelle Umbenennung der Bank "für abenteuerlich" hält. Insbesondere das Investment-Banking und die Betreuung reicher Kunden sollen weiter unter dem bisherigen Namen agieren.

Angekratztes Image

Doch in Konzernkreisen wird schon länger über eine neue Marke für die Bankaktivitäten des Finanzkonzerns, in erster Linie für das Privatkundengeschäft, spekuliert.

Die Marke Dresdner Bank sei nach den Turbulenzen der vergangenen Jahre beschädigt, heißt es. Zudem sei das Profil als sogenannte Beraterbank nicht mehr eindeutig ausgeprägt. Billigangebote und hochwertige Vermögensberatung könnten auch nicht unter einer einzigen Marke angeboten werden. Die Commerzbank beispielsweise tritt im Wettbewerb um die Privatkunden bewusst mit zwei Namen an: Neben der klassischen Commerzbank mit der Direktbank Comdirect. Auch die Deutsche Bank arbeitet nach dem Kauf der Norisbank an solchen Plänen.

Anfang vom Ende

Die Äußerungen Diekmanns könnten möglicherweise der Anfang vom Ende der Marke Dresdner Bank im Kundengeschäft sein, vermutet mancher Insider. "Kein Zweifel - die Marke Allianz ist global sehr gut positioniert. Es gibt in den Märkten eine klare Tendenz, dass die größten Marken gewinnen", hatte auch Walter vor zwei Wochen der SZ eingeräumt. Und der Konzern hat in den vergangenen Jahren viel Geld für den Ausbau der Marke Allianz aufgewendet: So wurde etwa das neue Münchner Fußballstadion Allianz-Arena getauft.

Im vergangenen Jahr wurden die Publikumsfonds der Dresdner Bank, die bisher unter dem Traditionsnamen DIT firmierten, mit großem Aufwand umbenannt. Diese tragen jetzt den Titel Allianz Global Investors - den Namen des weltweiten Vermögensverwalters des Konzerns. Auch im Ausland setzt der Versicherer verstärkt auf die eigene Marke.

In Italien wird künftig allen Gesellschaften der Name Allianz vorangestellt. Dort gibt es dann auch eine Allianz-Bank wie schon in Ungarn. Nicht ausgeschlossen, dass der Versicherer auch in weiteren Märkten mit einer Allianz-Bank aktiv wird: In Frankreich wird bereits darüber diskutiert, ob die Konzerntochter AGF nach dem Ende der Börsennotierung künftig nicht besser unter Allianz firmieren wird.

Bank-Chef Walter spielte Überlegungen zur Verdrängung des Namens Dresdner durch Allianz-Bank herunter. Allenfalls im Ausland und in den kombinierten Bank-Versicherungsfilialen sei eine Umbenennung denkbar. Walter betonte jedoch, wie sehr die Dresdner Bank im Privatkundengeschäft von der Allianz profitieren werde.

2006 habe die Bank 330.000 Neukunden über die Allianz gewonnen. "Allein über die Filialen der Allianz können wir im Privatkundengeschäft eine kritische Masse erreichen", sagte Walter. Die Allianz hat derzeit 11.000 Niederlassungen, die Dresdner Bank 900 Filialen. Bis 2009 will die Bank 400.000 neue Privatkunden gewinnen und mit 6,5 Millionen Kunden einen Marktanteil von zehn Prozent erreichen.

2006 hatte die Dresdner Bank noch einmal Restrukturierungskosten von 422 Millionen Euro aufgewendet und einen Stellenabbau angekündigt. Den Betriebsgewinn konnte die Bank dagegen auf 1,35 Milliarden Euro mehr als verdoppeln. Walter gab sich trotz der Namensdiskussion optimistisch: "Wir wollen 2007 noch einen Schnaps besser sein als im vergangenen Jahr."

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