Möglicher Verkauf von Bogner:Après Ski

Sportler präsentieren Mode für London 2012

Wer hierzulande "Mode" und "Sport" sagt, muss auch "Willy Bogner" sagen. Er stattet die deutsche Mannschaft der Winterspiele aus - hier ein Bild der Modelle für London 2012.

(Foto: dpa)

Bussi und Servus: Willy Bogner will sich offenbar vom familieneigenen Modeunternehmen trennen. Der Glanz des Schickeria-Lieblings strahlt seit langem auf sein Unternehmen ab. Doch jetzt fehlt ihm der Nachfolger.

Von Angelika Slavik

Wenn man es positiv sehen will, könnte man sagen, dass sich Willy Bogner im vergangenen Winter die Aufmerksamkeit der Welt zumindest für einen kurzen Moment gesichert hatte. Als die deutsche Olympiamannschaft bei der Eröffnungsfeier der Spiele in Sotschi ins Stadion marschierte, löste sie eine Welle spöttischer Kommentare aus: grell gestreifte Jacken, geblümte Hosen, sechs Knallfarben in einem Outfit. "Wie ein explodierter Papagei", konnte man auf Twitter lesen. Es war noch einer der netteren Vergleiche.

Willy Bogner, 72, ist es anders gewohnt. Er ist ein Liebling der Münchner Schickeria, ein Tausendsassa. Bogner, der Skirennfahrer. Bogner, der Filmemacher. Bogner, der Unternehmer - viele Betätigungsfelder bedeuten bei ihm immer auch viele Anlässe zur Huldigung. Ein Preis hier, ein Gala-Abend dort.

Bussi? Bussi!

Zumindest eines seiner Projekte will der Münchner nun offenbar loswerden: Der Ski- und Sportbekleidungshersteller Bogner, das Familienunternehmen, steht zum Verkauf.

Der ehemalige Spitzensportler Willy Bogner hatte das Unternehmen 1977 übernommen; nach dem Tod seines Vaters, der die Firma 1932 gegründet hatte. Nun habe er die US-Investmentbank Goldman Sachs beauftragt, einen Käufer für das Unternehmen zu finden, hieß es in Finanzkreisen. Weder die Bank noch das Unternehmen wollten sich dazu offiziell äußern; Bogner selbst war am Dienstagnachmittag nicht erreichbar. Der Verkaufsprozess soll sich noch am Anfang befinden. Willy Bogner strebe dabei einen Erlös von etwa 250 Millionen Euro an, hieß es.

Als potenzielle Käufer werden vor allem Finanzinvestoren gehandelt, die bereits an Textil-Unternehmen beteiligt sind, wie etwa Hugo-Boss-Eigner Permira oder der US-Investor Blackstone, der bei der Outdoor-Marke Jack Wolfskin engagiert ist. Die Nachrichtenagentur Reuters brachte außerdem die Finanzinvestoren Ardian und 3i ins Spiel.

Einen möglichen Nachfolger in der Familie gibt es nicht. Bogner hat mit seiner Frau Sonia zwei Adoptivkinder. Sohn Bernhard, damals 17 Jahre alt, starb 2005. Tochter Florinda hat laut älteren Presseberichten Innenarchitektur studiert. Bogners damals geäußerte Hoffnungen, sie könnte sich vielleicht doch noch dem Familienunternehmen zuwenden, scheinen sich nicht erfüllt zu haben.

Ein Leben voller kleiner und großer Dramen

Und ein Börsengang? Bogner soll mit dieser Option lange geliebäugelt haben, Experten sehen dieses Szenario aber eher skeptisch. "Dafür braucht man, realistisch betrachtet, ein gewisses Umsatzvolumen", sagt Christian Schwenkenbecher, Analyst beim Münchner Bankhaus Hauck & Aufhäuser. Mit einem Konzernumsatz von zuletzt 188 Millionen Euro im Geschäftsjahr 2012/2013 liege das Modehaus Bogner da eher an der unteren Grenze.

Zudem bedeute eine Börsennotierung auch einen "beachtlichen bürokratischen Aufwand", sagt Schwenkenbecher. Allen damit verbundenen Veröffentlichungspflichten nachzukommen, sei für ein Familienunternehmen oft eine Herausforderung. Allerdings: "Die Story ist natürlich schon sehr beeindruckend, diese Geschichte, wie einer vom Skifahrer zum Unternehmer wird und all das. Solche Geschichten mögen auch Investoren, ganz klar."

Ja, diese Geschichten: Der Glanz des Society-Lieblings Bogner strahlt seit jeher auf sein Unternehmen ab - und Bogner nutzte das geschickt, vernetzte seine Sportkarriere mit seiner Tätigkeit als Filmemacher und diese wiederum mit der Modefirma. 1969 etwa engagierte ihn der damalige Produzent der James-Bond-Filme, Albert Broccoli, für den 007-Klassiker Im Geheimdienst Ihrer Majestät als Kameramann, nachdem er einige Sportfilme Bogners gesehen hatte.

Willy Bogner realisierte komplizierte Ski-Stunts, er fuhr rückwärts mit der Kamera vor den Stuntleuten den Berg runter. Auch in anderen Bond-Filmen leitete er die Aufnahmen bei rasanten Ski-Szenen. Bogner war fortan auch in der heimischen Filmszene eine Größe; er bekam einen Bambi und wurde für Feuer und Eis mit dem Bayerischen Filmpreis ausgezeichnet. In dem Film platzierte er außerdem geschickt seine eigene Mode - die Interessen des Künstlers und des Geschäftsmannes gingen bei Bogner spielend zusammen.

"Die Niederlage kommt viel zu schlecht weg"

Dennoch ist ihm nicht alles gelungen: Das Amt als Geschäftsführer der Bewerbungsgesellschaft München 2018, die die Olympischen Winterspiele nach Bayern holen sollte, warf er nach einem Jahr hin, entnervt und gesundheitlich angeschlagen. Über "raffgierige Garmischer Bauern" schimpfte er damals, ein Ausbruch, der eigentlich gar nicht zum ewigen Strahlemann Bogner passen mag. Und wie in der Vita vieler großer Männer gibt es auch in jener Bogners viele große und kleine Dramen. Ein kleines aus seiner Karriere als Sportler, zum Beispiel: 1960, gerade 18 Jahre alt, führte Bogner nach dem ersten Lauf des Olympia-Slaloms in Squaw Valley, Kalifornien - und stürzte im zweiten Durchgang. "Die Niederlage kommt viel zu schlecht weg, obwohl sie uns stärker voranbringt als der Sieg", sagte er kürzlich in einem Interview. "Manchmal hat der, der verliert, mehr davon."

Und heute? Der Modeunternehmer Bogner ist nicht zuletzt in Russland sehr erfolgreich. Auch Wladimir Putin und Dmitrij Medwedjew tragen Bogner beim Skifahren, erzählte er einst - man kann annehmen, dass er diese Testimonials heute nicht mehr so offensiv bewerben würde.

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