Möglicher Paccar-Zukauf:Daimler-Vorstand heizt Gerüchte um Lkw-Deal von VW an

Daimler Lkw-Chef Wolfgang Bernhard

Daimler-Lkw-Vorstand Wolfgang Bernhard

(Foto: dpa)

Ist Volkswagen am Kauf des US-amerikanischen Lkw-Herstellers Paccar interessiert? Bei einem Abendessen mit Analysten sprach Daimler-Vorstand Bernhard über die angeblichen Pläne des Konkurrenten.

Von Thomas Fromm

Dass Manager in der Öffentlichkeit über ihre geheimen Pläne plaudern, ist unüblich. Dass sie aber gegenüber Analysten die geheimen Pläne der Konkurrenz besprechen, ist nicht nur nicht üblich - es ist eigentlich ein absolutes Tabu. Insofern ist die Szene, die sich am Mittwochabend bei einem gemeinsamen Abendessen von Daimler-Lkw-Vorstand Wolfgang Bernhard mit Analysten des Brokerhauses Bernstein Research abgespielt hat, durchaus pikant. Oder, wie man in Stuttgart sagen würde: Sie hat ein gewisses "Geschmäckle".

Bernhard also saß mit den Analysten, die dafür bekannt sind, dass sie auf der Grundlage von Manager-Aussagen Berichte schreiben, auf deren Grundlage andere dann wiederum Aktien kaufen oder verkaufen, an einem Tisch und sprach über angebliche Pläne des Volkswagen-Konzerns, den US-Lkw-Bauer Paccar zu kaufen.

Nachzulesen ist das Ergebnis des Dinners in einem später veröffentlichten Aktienbericht des Bernstein-Analysten Max Warburton: Bernhard habe eine "Bombe platzen lassen" mit der Aussage, VW werde seinen Informationen zufolge schon im kommenden Jahr für Paccar bieten. Eine an sich keine uninteressante Vision: VW ist gerade zwar damit beschäftigt, seine Lkw-Töchter Scania und MAN miteinander zu verzahnen, bräuchte aber noch ein Standbein auf dem US-amerikanischen Markt. Paccar wäre so eines.

"Alles nicht so wild"

Bei VW ist man überhaupt nicht glücklich mit der Veranstaltung vom Mittwochabend. Ausgerechnet am Tag der Weltpremiere des neuen Passat ist man nun damit beschäftigt, einen Bericht zu dementieren, der schon seit Wochen als Gerücht durch die Branche geistert - durch Bernhard aber erst richtig Fahrt aufgenommen hat. Möglicherweise habe da jemand versucht, einem "ein Ei ins Nest zu legen", heißt es aus dem Konzern.

Bei Daimler reagiert man betont ruhig. "Alles nicht so wild", sagt ein Sprecher, "Bernard wurde beim Essen gefragt, wie er die Zukunft der Lkw-Branche einschätzt, und da hat er sich halt auf verschiedene Medienberichte zu VW und Paccar berufen." Das ist nun die Frage: Hat Bernard einfach nur das zitiert, was eh schon auf dem Markt war? Oder hat er Erkenntnisse aus eigenen - möglicherweise sogar gesicherten - Quellen preisgegeben?

Bei der Finanzaufsicht Bafin ist man derzeit ebenfalls entspannt. "Wir sehen derzeit keine Anhaltspunkte für aufsichtsrechtliche Verstöße", sagte eine Sprecherin.

Nun wird die Geschichte noch ein wenig interessanter, wenn man die Biografie des Managers Wolfang Bernhard kennt. 1992 heuerte er bei Daimler an, wurde später Daimler-Chrysler-Vorstand und damit zu einem der wichtigsten Konzernmanager. 2004 kam es zu internen Reibereien rund um den für markige Worte und knallharte Sanierungskonzepte bekannten Manager, und Bernhard schied aus.

Im Jahr darauf wechselte er in den VW-Vorstand, wo er kurze Zeit später schon wieder ausstieg. Bemerkenswert war nicht, dass der Mann, der bei Arbeitnehmervertretern nicht gerade beliebt ist, daraufhin als Berater zum US-Finanzinvester Cerberus ging. Bemerkenswert war, dass er 2009 dann wieder zu Daimler zurückkehrte. 2013 wurde er hier zum Chef der Lkw-Sparte ernannt - und als solcher saß er dann auch am Mittwochabend mit den Analysten zusammen.

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