Mögliche Korruptionsaufdeckung:Schwere Vorwürfe gegen Siemens

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Ein ehemaliger argentinischer Regierungsbeamter wirft Siemens vor, der Konzern habe ihm mit Mord und Entführung gedroht. Der Grund: Er habe Korruption bei einem Milliardenauftrag öffentlich machen wollen. Siemens schweigt bislang zu dem Fall.

Misshandlungen, Morddrohungen und Bestechung: So lauten die Vorwürfe, die ein ehemaliger argentinischer Regierungsbeamte gegen den deutschen Konzern Siemens erhebt. Carlos Moran habe seine Klage beim Bezirksgericht in Miami (USA) eingereicht, heißt es in Agenturberichten.

Darin werfe Moran dem Konzern vor, ihm einen Schlägertrupp auf den Hals gehetzt zu haben, als er im Jahr 2000 korrupte Machenschaften im Zusammenhang mit einem Milliarden-Staatsauftrag aufdecken wollte. Siemens sagte Süddeutsche.de auf Anfrage, man äußere sich nicht zu laufenden Verfahren.

Moran habe in seiner Tätigkeit als Kontrollbeamter zahlreiche Unregelmäßigkeiten in dem Siemens-Angebot für fälschungssichere Pässe entdeckt und dies seinem Chef gemeldet. Der Chef jedoch sei ebenfalls von Siemens bestochen worden und habe seine Meldung ignoriert, so die Anschuldigung. Moran habe daraufhin gedroht, die Entdeckungen öffentlich zu machen.

Sein Chef und die argentinische Landesgesellschaft von Siemens hätten versucht, dies zu verhindern. Moran sei mit vorgehaltener Waffe überfallen und geschlagen, von der Straße abgedrängt, verfolgt und am Telefon belästigt worden. Ihm sei mit Entführung gedroht worden und damit, sein Haus anzuzünden, wird die Klageschrift zitiert.

Morans Forderung: 100 Millionen Dollar Entschädigung

Seine ganze Familie leide schwer unter der Situation, so Moran. Sein Sohn habe angefangen zu stottern und befinde sich bis heute in Therapie. Daher verlangt Moran mindestens 100 Millionen Dollar (etwa 77 Millionen Euro) Entschädigung und Strafe von Siemens. Der Argentinier hofft, den Fall vor einem US-Gericht verhandeln lassen zu können, weil Siemens an der New Yorker Börse notiert ist und etwa 60.000 Leute im Land beschäftigt.

Als Folge der 2006 ans Licht gekommenen Korruptionsaffäre war Siemens von der US-Justiz und der Börsenaufsicht SEC hart angegangen worden. Der argentinische Staatsauftrag für Pässe war einer der prominentesten Einzelfälle in dem Skandal. Die USA hatten deswegen erst im Dezember 2011 acht ehemalige Siemens-Manager angeklagt, darunter einen Ex-Vorstand.

© Süddeutsche.de/dpa/dapd/sana - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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