Süddeutsche Zeitung

Möbel:Ikea will weg vom Wegwerf-Image

  • Ikea will künftig haltbarere Möbel liefern, den Kunden dafür aber nicht unbedingt mehr berechnen.
  • Der Konzern will verstärkt ältere und anspruchsvollere Kunden ansprechen, um die eigenen Wachstumsziele zu erreichen.
  • Die neue Produktstrategie orientiert sich nun an einem bekannten Vorgehen aus der Autobranche.

Der Pressspan dünn, die Bohrlöcher unsauber und ob auch wirklich alle nötigen Schrauben in der Packung sind, ist so eine Frage. Außerdem ist manchmal reichlich erratisch, was die kleinen Männchen in der Aufbauanleitung dem Kunden eigentlich genau erklären wollen. Andererseits hat Ikea Standards gesetzt beim modernen Design und vor allem beim Preis. Die Möbel sind oft sehr billig - höchste Qualität und Haltbarkeit gehörten bislang allerdings nicht gerade zum gelb-blauen Markenkern.

Das soll sich nun jedoch ändern: Sofas, Regale und andere Produkte sollen künftig auch gehobene Ansprüche bedienen können. "Unsere Kunden erwarten, dass wir bessere Qualität anbieten", sagte Ikea-Chef Peter Agnefjall der Nachrichtenagentur Reuters. "Heutzutage kannst du keine Wegwerfprodukte mehr bauen. Wer einen Sofatisch kauft, erwartet, dass der lange hält."

Ganz freiwillig dürfte das Umdenken aber nicht sein: Der Konzern sehe, dass manche Leute Ikea mieden, weil sie der Meinung seien, dort nicht die beste Ware für ihr Geld zu bekommen, sagt Agnefjall. Dabei hatte der Konzern erst jüngst erklärt, seinen Umsatz bis 2020 um rund 50 Prozent auf dann 50 Milliarden Euro steigern zu wollen. Ein ambitioniertes Ziel.

Ältere Kundschaft im Fokus

Um das zu erreichen, will Ikea nun neue Käuferschichten abseits der angestammten Jugend- und Junge-Erwachsenen-Klientel erreichen: Künftig solle das Sortiment verstärkt auch ältere Leute ansprechen, erklärte Ikea-Chefdesigner Marcus Engman. Die werden immer zahlreicher, sind zahlungskräftig und konsumfreudig - aber eben auch anspruchsvoller als die meisten Studenten.

Das Preisniveau anheben will Ikea trotz der Qualitätsoffensive aber nicht. Um das zu schaffen, setzt der Konzern auf ein Mittel, das bereits in der Autoindustrie erprobt ist: gemeinsame Bau-Plattformen für verschiedene Produktlinien. Eine solche, für Schränke und Schubladen, ist bereits fertig und soll kommendes Jahr im großen Stil ausgerollt werden. Dann sollen auch neue Materialien eingesetzt und der Zusammenbau der Möbel vereinfacht werden. Damit Ikeas Zulieferer dafür notwendige neue Maschinen anschaffen, will sie der schwedische Konzern mit langfristigen Verträgen und großen Order-Zusagen locken.

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