Modegeschäft:Jogger für die Krise

Zalando Poster Mitarbeiter Überwachung

Außenwerbung wie hier in Berlin brauchte Online-Modehändler Zalando in der Corona-Zeit wohl eher weniger. Die Kunden kauften trotzdem viel ein.

(Foto: Schöning/imago images)

Zalando-Kunden kauften viel gemütliche Kleidung. Der Konzern rechnet mit starkem Umsatz-Wachstum.

Von Valentin Dornis

Allzu viele Möglichkeiten gab es in den vergangenen Monaten nicht, sich und seinen Modegeschmack außerhalb der eigenen vier Wände zu präsentieren. Wie sich die Prioritäten dadurch veränderten, zeigten die digitalen Warenkörbe der Zalando-Kunden: Während der Zeit der Ausgangsbeschränkungen kauften sie online deutlich mehr gemütliche Jogginghosen, Sweatshirts, Kosmetik und Sportkleidung als noch im Vorjahr, teilte das Unternehmen im Frühjahr mit. Inzwischen ist klar: Das hatte auch deutliche Auswirkungen auf die Geschäftszahlen. In der Corona-Krise gaben die Menschen deutlich mehr Geld auf der Zalando-Plattform aus als erwartet, verkündete der Berliner Konzern nun in einer Mitteilung.

Der Vorstand rechne im zweiten Quartal mit "signifikanten" Zuwächsen bei Umsatz und Ergebnis, hieß es da. Firmenchef Rubin Ritter hatte Anfang Mai schon berichtet, dass die Zahl der Neukunden im April um fast 40 Prozent und damit so stark wie noch nie zuvor gestiegen sei. Grund sei vor allem, dass die Kunden wegen geschlossener Geschäfte ihr Konsumverhalten geändert hätten. Im ersten Quartal hatte die Corona-Pandemie noch die Einkaufslust vieler Verbraucher gedämpft und auch bei Zalando zu einem Betriebsverlust geführt. Doch das änderte sich im zweiten Quartal offenbar. Der Vorstand sieht die Entwicklung auch als Bestätigung seiner Strategie, Zalando noch stärker zu einer Plattform zu machen. Das bedeutet, das Unternehmen handelt weniger selbst mit Kleidung, sondern vermittelt mehr zwischen Käufern und Anbietern - und verdient trotzdem mit, weil es seine Reichweite und Services bei der Abwicklung der Käufe zur Verfügung stellt. Besonders wichtig sei dabei "der beschleunigte Ausbau des Zalando Partnerprogramms", bei dem das Unternehmen mit bekannten Persönlichkeiten und Marken zusammenarbeitet.

Genaue Zahlen für das zweite Quartal nannte Zalando in seiner Mitteilung noch nicht. Erst am 16. Juli will das Management Details zur Umsatzentwicklung bekannt geben, am 11. August sollen dann die Quartalszahlen veröffentlich werden. Ursprünglich hatte das Management als Jahresziele für 2020 ein Umsatzplus zwischen zehn und 20 Prozent und einen bereinigten operativen Gewinn (Ebit) von 100 bis 200 Millionen Euro angegeben. Analysten, die das Unternehmen dazu befragt hat, rechnen derzeit mit einem Umsatzwachstum von 16 Prozent und einem Ebit von etwa 104 Millionen Euro - das liegt knapp über dem Wert des Vorjahreszeitraums.

An der Börse kamen die Nachrichten zum Online-Modegeschäft im zweiten Quartal jedenfalls gut an: Die Zalando-Aktie, die im M-Dax gelistet ist, legte zwischenzeitlich um sechs Prozent zu.

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