Mobilität:Teilen und testen

Ein Hybrid aus Bahn und Taxi: Die VW-Tochter Moia startet im April in Hamburg ihren neuen Shuttleservice. Bewährt sich das Konzept dort, soll expandiert werden.

Von Angelika Slavik 

Wie der Mensch sich durch eine Großstadt bewegt, ist eine verdammt komplizierte Sache geworden. Umweltschutz, Bequemlichkeit, Verlässlichkeit, Staugefahr, viele Parameter spielen heute eine Rolle. Städte suchen nach neuen Mobilitätskonzepten - und Unternehmen versuchen, aus den veränderten Bedürfnissen ein Geschäftsmodell zu entwickeln.

Eines dieser Unternehmen ist die VW-Tochter Moia. Sie stellte am Mittwoch in Hamburg, gemeinsam mit Vertretern von Stadtverwaltung und Verkehrsbetrieben, ihre Pläne für ein neues Mobilitätsangebot in der Stadt vor. Von April an können die Hamburger eine Art Shuttledienst nutzen, vielleicht am einfachsten zu beschreiben als eine Mischung aus Taxi und öffentlichem Verkehrsmittel.

Konkret funktioniert das so: Fahrgäste geben in einer App ihr Fahrziel an, zudem wird ihr aktueller Standort erfasst. Binnen Sekunden nennt ihnen das System dann einen nahegelegenen Einstiegspunkt, an dem sie von einem Moia-Shuttlebus abgeholt werden. Bis zu sechs Fahrgäste haben in einem Fahrzeug Platz, ein Algorithmus verteilt die Passagiere so auf die Busse, dass jeweils die mit ähnlichen Fahrzielen zusammen in einem Fahrzeug sitzen. Dann werden sie nach und nach abgesetzt.

Dementsprechen ist die Fahrzeit länger als bei einer direkten Fahrt mit dem eigenen Auto oder mit einem Taxi, der Preis soll aber auch deutlich darunter liegen. Einen fixen Tarif gibt es nicht, die Kosten schwanken je nach Wochentag, Uhrzeit und Auslastung - der Preis wird den Passagieren aber immer vor der Buchung angezeigt und ist dann verbindlich. Im Schnitt rechne man mit einem Fahrpreis von sechs bis sieben Euro pro Fahrgast, sagte Moia-Chef Ole Harms. Eine Fahrt mit dem Shuttle werde teurer sein als ein Öffi-Ticket für die vergleichbare Route, das sei eine Auflage der Stadt. Gleichzeitig bleibe man immer unter dem Taxi-Tarif.

Hamburg ist nicht die erste Stadt, in der Moia an den Start geht, der Dienst absolvierte in Hannover bereits eine mehrmonatige Testphase und läuft seit Ende Juli im Regelbetrieb. Seither hätten dort knapp 60 000 Fahrgäste den neuen Dienst genutzt, sagte Harms. Anders als in Hannover fahren in Hamburg allerdings ausschließlich Shuttlebusse mit Elektro-Antrieb - die Stadt sieht das neue Angebot als Teil ihrer Bemühungen um ein intelligentes Mobilitätskonzept und wollte deshalb nur eine vollständig elektrifizierte Flotte auf den Straßen sehen. Das Moia-Fahrzeug wurde eigens für diesen Zweck konzipiert, die Sitzplätze für die Passagiere sind zudem so angeordnet, dass möglichst viel Privatsphäre bleibt.

Zum Start im April werden 100, später 500 Fahrzeuge in Hamburg im Einsatz sein. Die ursprünglich von VW angestrebten 1000 Busse wurden von der Stadt nicht genehmigt - wohl auch, weil die Taxiunternehmen die neue Konkurrenz fürchten. Hamburg diene nun dazu, das Geschäftsmodell zu testen, mögliche Schwachstellen zu erkennen und den Dienst an die Wünsche der Fahrgäste anzupassen. Erst wenn das gelungen sei, strebe man mit dem Modell die Expansion in andere Städte und andere Länder an. Aber langfristig, so Harms, "hat Moia natürlich globale Ambitionen".

Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: