Süddeutsche Zeitung

Mobilität: "Sag mir, wen du wählst, und ich sag dir, wie du fährst"

FDP-Wähler fahren Elektroauto, Grüne nutzen das Fahrrad und AfDler seltener die Bahn: Eine Studie zeigt, was politische Präferenzen mit dem Mobilitätsverhalten zu tun haben.

Von Thomas Fromm

Auf den ersten Blick müsste der Zusammenhang von Fortbewegung und Parteienpräferenz ja klar sein. Ist er aber nicht. Warum sonst soll es etwa Menschen geben, die die Grünen wählen und trotzdem mit einem riesengroßen SUV beim Bio-Markt vorfahren, um dort Kartoffeln und Milch vom nächstgelegenen Bauern, Bio-Tomaten aus der Toskana und vielleicht auch kantenloses Holzspielzeug für die Kleinen zu kaufen? Die Sache ist schon deswegen so kompliziert, weil sich Grüne dem allgemeinen Verständnis nach ja auch für Radwege einsetzen oder Elektroautos fahren.

Eine Mobilitätsstudie des Marktforschungsinstituts GfK im Auftrag des Auto-Abo-Portals Finn versucht nun, Klarheit in die Sache zu bringen. Wenig überraschend vielleicht: Wer FDP, CDU/CSU oder SPD wählt, für den sei das eigene, gekaufte Auto immer noch das attraktivste Fortbewegungsmittel. Anders als bei den Grünen-Wählern: Hier liegt das Fahrrad, aber auch das Laufen "auf demselben Niveau wie das gekaufte Auto", so die Studie. Und auch öffentliche Verkehrsmittel wie Busse und Bahnen sind bei jenen Menschen am beliebtesten, die "den Grünen zugeneigt sind", so die Forscher. Überraschung? Kaum.

Aber es gibt auch Dinge, die überraschen. Zum Beispiel die Feststellung, dass Anhänger von CDU/CSU, SPD, der Linken und der FDP die häufigsten Nutzer von Taxen sind. Linke und Liberale, im Taxi vereint? In der Mobilität ist vieles möglich. Unwahrscheinlich aber, dass sie dort auf AFD-Wähler treffen, den die nutzen der Studie zufolge seltener ein Taxi. Und sie fahren übrigens auch seltener mit der Bahn, warum auch immer. Dort würden sie vermutlich auch auf überdurchschnittlich viele Grünen-Sympathisanten treffen. Da AfD-Wähler aber wohl auch seltener aufs Rad steigen (jeder Dritte gibt an, nie ein Fahrrad zu nutzen), fragt man sich ohnehin, wie die Menschen am Ende des Tages von A nach B kommen. Aber ok, es ist nur eine Studie.

Die Frage stellt sich bei FDP-Wählern jedenfalls kaum, denn von denen sagen 81 Prozent, dass sie mindestens einmal pro Woche mit dem Auto fahren. Allerdings fahren die auch gerne und häufig Fahrrad, was sie mit den Grünen gemeinsam haben, noch vor Wählern der SPD und Union. Wenn sie nicht gerade im E-Auto unterwegs sind, denn: Es zeige sich nicht nur, dass mehr Männer E-Fahrzeuge nutzen als Frauen. Sondern auch, dass FDP-Wähler hier "durchgängig die höchsten Nutzerzahlen erreichen".

Tatsache ist, dass E-Autos wegen der kostspieligen Batterien immer noch einiges teurer sind als Verbrenner. Eine Frage des Preises also? Könnte das daran liegen, dass FDP-Wähler kaufkräftiger sind als andere? Das wäre nun reine Spekulation.

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