Mobilität:Gemeinsam unterwegs

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Daimler und BMW prüfen offenbar das Zusammenlegen ihrer beiden Carsharing-Dienste Car2go und Drive Now - doch sicher ist das nicht.

Von Michael Kuntz, München

Bereits in ein paar Jahren könnten selbstfahrende Autos durch die Innenstädte unterwegs sein. Darauf setzt nicht nur der Mitfahrdienst Uber, darauf bereiten sich auch die Autohersteller vor. Sie beschränken sich nicht mehr nur auf die Produktion der Fahrzeuge, sondern vermieten sie auch für ein paar Minuten oder länger. Das Carsharing, also die gemeinsame Nutzung von Autos, hat sich in den großen Städten durchgesetzt. Neben vielen lokalen Anbietern haben sich bundesweit vor allem Car2go und Drive Now als Marken etabliert. Um in dem umkämpften Markt künftig gegen neue Anbieter bestehen zu können, wollen die beiden Unternehmen nun enger kooperieren.

Hinter Car2go stehen Daimler und Europcar, hinter Drive Now BMW und Sixt. Beiden Anbietern gemeinsam ist, dass der Mieter den Standort des Autos per App angezeigt bekommt und es nach seiner Fahrt nicht zu einer Station zurückbringen muss, sondern irgendwo im Geschäftsgebiet abstellen kann.

Zur Zeit ist bei der Kurzzeit-Automiete per App weniger das Problem, an ein Auto zu gelangen. Es stehe oft nur 300 Meter entfernt, werben die Firmen. Schwieriger ist es schon, dass Auto wieder abzustellen, denn legale Parkplätze sind knapp und reservierte Flächen für Carsharing-Autos ebenfalls. Das wird sich spätestens ändern, wenn es selbstfahrende Autos geben wird. Sie kommen, holen die Passagiere ab, bringen sie ans Ziel und fahren dann weiter. Die Suche nach einem Parkplatz entfällt, die heute bis zu einem Drittel der durchschnittlichen Mietkosten ausmachen kann, so ein Insider zur SZ.

Die weltweite Zahl von Carsharing-Nutzern wird sich bis 2025 verfünffachen

Nach dem Scheitern seiner Taxi-Pläne in etlichen europäischen Ländern setzt nun auch der kalifornische Mitfahrdienst Uber ausdrücklich auf die Zeit der selbstfahrenden Autos. Da hat es also Sinn, wenn sich Autohersteller wie Daimler und BMW gemeinsam in Stellung bringen wollen gegen Uber, die Lieblingsfirma starker Finanzinvestoren.

Daimler und BMW verhandeln nach SZ-Informationen über eine gemeinsame Plattform, auf der sich Autos von Car2go und Drive Now mieten lassen. Die Marken sollen erhalten bleiben, meldet das Manager Magazin unter Berufung auf nicht näher benannte Beteiligte an den Verhandlungen. Sprecher der Unternehmen erklärten unisono, sie würden sich zu Spekulationen grundsätzlich nicht äußern.

Sixt scheint in die Gespräche zwischen Daimler und BMW nicht eingebunden zu sein, obwohl der Autovermieter an Drive Now mit 50 Prozent beteiligt ist. "Uns sind angebliche Fusionsgespräche nicht bekannt", heißt es dazu von Sixt. Und: "Eine Fusion von DriveNow und Car2Go käme für Sixt nicht infrage."

Car2go ist der Pionier unter den Carsharing-Diensten seit 2008, Drive Now kam 2011 auf den Markt, dem Experten eine große Zukunft voraussagen. Beide Unternehmen haben 20 000 Autos auf der Straße. Alle 1,3 Sekunden werde bei seiner Firma ein Fahrzeug angemietet, sagt Car2go-Chef Thomas Beermann: "Und das ist erst der Anfang." Die weltweite Zahl von Carsharing-Nutzern werde sich bis 2025 auf 36,7 Millionen verfünffachen, erwarten die Unternehmensberater von Frost & Sullivan.

Alle großen Autohersteller wollen dabei sein: Auch Volkswagen hat angekündigt, mit der neuen Marke Moia einer der weltweit drei größten Anbieter von Mobilitäts-Dienstleistungen werden zu wollen. Um das Ziel zu erreichen, warb VW bei Daimler Robert Henrich ab. Der hatte Car2go mit aufgebaut.

© SZ vom 16.12.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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