Mobilfunkmarkt:EU stoppt britische Milliarden-Fusion

Brüssel fürchtet steigende Preise und weniger Auswahl für Kunden. Deshalb dürfen O2 und der Rivale Three in England nicht fusionieren.

Von Björn Finke, London

Die Fusion hätte eine neue Nummer eins auf dem britischen Markt geschaffen, aber die EU-Kommission in Brüssel befürchtete Nachteile für die Verbraucher. Darum untersagte Wettbewerbskommissarin Margrethe Vestager am Mittwoch den Zusammenschluss der Mobilfunk-Firmen O2 und Three im Vereinigten Königreich. Die Briten stimmen am 23. Juni in einem Referendum darüber ab, ob das Land in der EU bleibt oder nicht. Vestagers Entscheidung führt nun wieder sehr klar vor Augen, wie groß der Einfluss Brüssels auf die wirtschaftlichen Geschicke der Mitgliedsländer ist.

Allerdings hatten zuvor bereits die britischen Kartellwächter das Geschäft abgelehnt. Die Dänin bestätigte also nur die Entscheidung der Briten. Hätte Vestager die Fusion erlaubt und somit das nationale Kartellamt überstimmt, hätte es einen Aufschrei der EU-Gegner im Königreich gegeben. So aber regte ihr Beschluss lediglich die zwei betroffenen Firmen auf: den spanischen Telefónica-Konzern, dem O2 gehört, sowie das Hongkonger Unternehmen Hutchison Whampoa, den Eigner von Three. Three wollte den größeren Rivalen O2 übernehmen und wäre dann Marktführer im Königreich geworden, vor EE und Vodafone. EE war eine Tochter der Deutschen Telekom, bis die Bonner die Nummer eins bei Handys an den Festnetz-Marktführer BT verkauften.

Die Hongkonger wollten 11,7 Milliarden Euro zahlen, der Marktanteil des fusionierten Unternehmens hätte mehr als 40 Prozent betragen. Der Konzern teilte mit, das Verbot aus Brüssel sei "tief enttäuschend". Man werde die Begründung genau studieren und behalte sich eine Klage gegen die Entscheidung vor dem Europäischen Gerichtshof vor. Telefónica bezeichnete den Beschluss als eine "schlechte Nachricht", doch sei das Management auf ein mögliches Veto vorbereitet gewesen und verfüge über einen "Plan B" für O2.

Vestager begründete das Verbot damit, dass ansonsten womöglich die Preise für Kunden gestiegen wären, die Auswahl an Anbietern wäre geschrumpft. Im Herbst war bereits eine ähnliche Fusion in Dänemark dem Widerstand der EU zum Opfer gefallen. Die skandinavischen Konzerne Teliasonera und Telenor sagten den geplanten Zusammenschluss ihrer Geschäfte in dem Staat ab, weil sie sich nicht mit Brüssel auf akzeptable Zugeständnisse einigen konnten.

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