Mobilfunkanbieter Telefónica:Opfer der Niedrigpreise

Telefonica/O2 Zentrale

Leidet unter der großen Vielfalt europäischer Mobilfunk-Provider: Der Mobilfunkanbieter Telefónica .

(Foto: dpa)
  • Der Mobilfunkanbieter Telefónica Deutschland (O2) will bis 2018 fast jede fünfte Stelle streichen.
  • Welche Standorte und welche Bereiche vom Stellenabbau betroffen sind, steht noch nicht fest.
  • Die europäische Mobilfunkbranche steht wegen der Vielzahl an Anbietern unter enormem Druck.

Von Varinia Bernau

Der Mobilfunkanbieter Telefónica Deutschland, vor allem unter der Marke O2 bekannt, streicht nach der Übernahme des Rivalen E-Plus fast jede fünfte Stelle. Bis 2018 sollen von den derzeit 9100 Vollzeitstellen etwa 1600 wegfallen. Das hat das Management dem Aufsichtsrat vorgeschlagen. Auch den Betriebsräten wurden die Pläne vorgestellt, sie werden in den nächsten Wochen die Einzelheiten des Stellenabbaus aushandeln. Kündigungen soll es zunächst nicht geben. Telefónica Deutschland versucht, das gesetzte Ziel zu erreichen, indem die Firma ausscheidenden Mitarbeitern eine Abfindung zahlt.

Welche Standorte und welche Bereiche vom Stellenabbau betroffen sind, wird sich ebenfalls erst in den anstehenden Verhandlungen mit den Arbeitnehmervertretern zeigen. Das Unternehmen betonte zunächst, dass die drei größten Standorte Hamburg, Düsseldorf und München auch weiterhin eine tragende Rolle spielen werden. Sowohl die bisherigen Mitarbeiter von Telefónica Deutschland als auch die übernommenen Mitarbeiter von E-Plus, einer Tochter des niederländischen Mobilfunkkonzerns KPN, werden vom geplanten Stellenabbau betroffen sein.

Das Unternehmen beschäftigt 10 600 Menschen. Da nicht alle Angestellten in Vollzeit arbeiten, liegt die Zahl höher als die der Arbeitsplätze. Das Unternehmen will nun nach der Übernahme Parallelstrukturen abbauen - und damit dazu beitragen, die im Zuge der Fusion angepeilten Einsparungen von fünf Milliarden Euro zu erreichen.

Mobilfunkbranche unter Druck

Zugleich aber ist die europäische Mobilfunkbranche unter enormem Druck. In Europa gibt es 200 Telekommunikationsunternehmen für 510 Millionen Kunden. Lange hat der europäische Verbraucher von dieser Vielfalt profitiert. Mit immer neuen Niedrigpreisen haben sich die Anbieter unterboten. In Deutschland hat E-Plus diesen Preiskampf am aggressivsten geführt. Viel stärker als die anderen hat die Firma dabei auf Kunden gesetzt, die ein Gesprächsguthaben für ihr Handy buchen, anstatt einen Vertrag abzuschließen. Diese Kundschaft aber wirft für den Anbieter weniger ab. Dies erklärt, warum die Zahl der Kunden nicht alles ist.

Nach einem Zusammenschluss haben E-Plus und Telefónica nun zwar die meisten Kunden, fast 47 Millionen. Doch gemessen am Umsatz bleibt dieses Unternehmen knapp hinter den beiden Rivalen, Deutsche Telekom und Vodafone.

Internetkonzerne machen Mobilfunkanbietern Geschäft streitig

Zugleich machen den hiesigen Mobilfunkanbietern die mächtigen Internetkonzerne mit kostenlosen Messagingdiensten oder sozialen Netzwerken das Geschäft streitig. Mit dem einfachen Telefonat lässt sich immer weniger Geld verdienen. Die US-Unternehmen machen ihr Geschäft dagegen mit Werbung im Netz - und sparen sich dabei nicht nur die hohen Kosten für den Netzausbau, sondern sammeln auch noch im großen Stil Daten und werten diese aus.

Vor diesem Hintergrund ist auch der Zusammenschluss von Telefónica Deutschland und E-Plus zu sehen. So soll, das ist das Kalkül, ein Unternehmen entstehen, das es mit den beiden großen Anbietern, der Deutschen Telekom und Vodafone, aufnehmen kann. Zugleich aber versucht das Unternehmen auch, sich neue Geschäfte zu erschließen - etwa indem es die Bewegungsdaten der Kunden für Autoversicherer aufbereitet, die ihre Tarife an das Fahrverhalten der Kunden anpassen.

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