Wenn das monatliche Datenvolumen aufgebraucht ist, merkt man schnell, wie nutzlos ein Smartphone ohne halbwegs schnelle Datenverbindung ist - nahezu alles läuft über das Internet. Ohne Datennetz dazustehen, das kann einem aber auch passieren, wenn man unterwegs ist in einem der immer noch viel zu zahlreichen weißen Flecken in Deutschland. So heißen Gebiete, in denen es zwar meist möglich ist zu telefonieren, wo es aber keine Internetverbindung über das Mobilfunknetz gibt. 500 dieser weißen Flecken sollten die Mobilfunkanbieter Telekom, Vodafone und Telefónica eigentlich bis Ende dieses Jahres von der Karte tilgen, das sehen die Auflagen der Bundesnetzagentur vor. Doch wenn sie an diesem Montag zur Beiratssitzung der Behörde kommen, werden sie in diesem Punkt mit einer eher dünnen Bilanz aufwarten.
Zwar hatte die Behörde in ihrem vor wenigen Tagen bekannt gewordenen Bericht zum Stand des Ausbaus offenbar nicht die aktuellsten Zahlen verwendet. So heißt es bei Telefónica, man habe inzwischen schon mehr Standorte versorgt als die im Bericht genannten 45. Auch Vodafone ist nach eigenen Angaben schon weiter gekommen. Doch es zeigt sich, dass die Netzbetreiber sich schwertun damit, die Auflagen zu erfüllen. Diese sehen schließlich auch noch vor, dass die weißen Flecken mit einer Bandbreite von 100 Megabit pro Sekunde (Mbit/s) versorgt werden sollen - also mit schnellem Internet.
Hinzu kommt, was die Mobilfunkunternehmen schon lange beklagen: Großer bürokratischer Aufwand sei nötig für die Genehmigungen, lange Planungsprozesse verzögerten die Sache weiter. "Die Errichtung neuer Standorte insbesondere in der Fläche erfordert einen langen zeitlichen Vorlauf", sagt Telefónica-Deutschland-Chef Markus Haas.
Die unterversorgten Gebiete sind dort, wo kein großes Geschäft zu erwarten ist
Klar ist aber auch, dass die Beseitigung der weißen Flecken nicht gerade zu den Lieblingsaufgaben der Mobilfunker gehört. Schließlich sind die unterversorgten Gebiete genau dort, wo kein großes Geschäft zu erwarten ist: in Wäldern und anderen eher abgelegenen Regionen. Doch wenn etwa Land- oder Forstwirte digitale Technologien sinnvoll einsetzen wollen, brauchen sie auch auf den Äckern und in Wäldern eine Internetverbindung. Um nicht ganz so schlecht auszusehen, behilft man sich bei den Anbietern mit mobilen Sendeanlagen, zudem werden wechselseitig Anlagen der Konkurrenz genutzt.
Das hilft auch bei den sogenannten grauen Flecken. Das sind Gebiete, die nur von einem Netzbetreiber bedient werden. Wer Kunde bei einem anderen Betreiber ist, bekommt dann keine Internetverbindung. Das ändert sich, wenn sich die Unternehmen bei entlegenen Standorten gegenseitig Zugang gewähren. So läuft es in einem viel größerem Maßstab für den vierten Mobilfunkbetreiber in Deutschland, 1&1. Das Unternehmen darf sich dort, wo es kein eigenes Netz hat, des Netzes von Telefónica bedienen. So sieht es ein langfristiger Vertrag zwischen den beiden Unternehmen vor. 1&1 wollte eigentlich schon viel weiter sein mit dem eigenen Netzausbau, kämpft aber mit Problemen.
Besser sieht es aus beim Ausbau des Netzes mit dem derzeit am weitesten fortgeschrittenen Standard 5G. Bereits knapp vier Fünftel der Fläche des Landes (79 Prozent) seien damit Stand Oktober versorgt, konstatiert die Bundesnetzagentur. Bei 4G sind es sogar 97 Prozent, die restlichen drei Prozent sind die weißen Flecken, in denen man höchstens telefonieren kann. Das 3G-Netz, auch UMTS genannt, haben alle deutschen Mobilfunkbetreiber 2021 abgeschaltet. Die dafür verwendeten Funkfrequenzen werden für 4G und 5G genutzt.
5G bringt derzeit für die meisten Verbraucher noch keinen wirklich entscheidenden Vorteil. Zudem braucht, wer es nutzen will, auch ein entsprechendes Endgerät und einen Vertrag, der 5G einschließt. Vor allem bei günstigeren Handys ist 5G noch nicht selbstverständlich, der Anteil von 5G-fähigen Smartphones bei Neugeräten wächst aber stark. In der Oberklasse ist 5G-Fähigkeit inzwischen Standard.