Mobilfunk:Milliardär Slim erwägt Rückzug von KPN-Übernahme

Mexican telecommunications and retail tycoon Slim Helu during a lecture at the U.N. European headquarters in Geneva

Der mexikanische Milliardär Carlos Slim.

(Foto: REUTERS)

Kauft er oder kauft er nicht? Die geplante Milliardenübernahme der niederländischen E-Plus-Mutter KPN durch den Telekom-Mogul Carlos Slim steht wieder auf der Kippe - wegen einer Besonderheit des niederländischen Rechts.

Nein. Ja. Jetzt wieder nein. So richtig entscheiden kann sich der Mexikaner Carlos Slim nicht. Jetzt steht die geplante Milliardenübernahme der niederländischen E-Plus-Mutter KPN durch den Mogul wieder auf der Kippe. In die Quere kommt dem reichsten Mann der Welt eine Besonderheit des niederländischen Rechts.

Denn eine Stiftung wacht über das Wohl von KPN - und die wurde nun aktiv und blockiert den sieben Milliarden Euro teuren Kauf. Slim kündigte an, den Deal abzublasen, sollte die Stiftung bei ihrer Haltung bleiben.

Die Stiftung teilte mit, Optionen zum Kauf von KPN-Vorzugsaktien ausgeübt und damit fast 50 Prozent der Stimmrechte unter ihre Kontrolle gebracht zu haben. Sie habe eingegriffen, um die Interessen von KPN und ihrer Aktionäre zu schützen. Slim und sein Telefonkonzern America Movil hätten sich vor dem Kaufangebot nicht mit KPN beraten, hieß es zur Begründung. In den Niederlanden ist es möglich, dass Stiftungen feindliche Übernahmen blockieren. America Movil und die KPN-Aktionäre können den Schritt vor Gericht anfechten.

Unsicherheit über Absichten Slims

Auf die Gegenwehr der Stiftung hat Carlos Slim prompt reagiert. America Movil stehe zwar zu den Plänen, könne das Übernahmeangebot aber auch zurückziehen, erklärte der Mexikaner. Im Gegensatz zur Darstellung der Stiftung sei die Firma mit KPN im Austausch gewesen. Das nächste Treffen sei für heute angesetzt. Insgesamt sei America Movil weiterhin daran interessiert, den Kauf voranzutreiben.

Die KPN-Aktien brachen um fünf Prozent ein. Slim hält fast 30 Prozent an KPN und hatte kürzlich angekündigt, die restlichen Anteile für 7,2 Milliarden Euro kaufen zu wollen. Die Stiftung vertritt die Interessen der KPN-Besitzer, Mitarbeiter und Kunden. Sie hatte bereits vor einigen Tagen Bedenken angemeldet. Es bestehe Unsicherheit über die Absichten Slims, argumentierte sie. Insbesondere sei offen, wie der Konzern zu den KPN-Plänen stehe, die deutsche Mobilfunktochter E-Plus und damit das Kronjuwel des Unternehmens an o2 zu verkaufen. Die Tochter des spanischen Telefonica-Konzerns will E-Plus für gut acht Milliarden Euro übernehmen und so in Deutschland zum Branchenprimus vor den bisherigen Marktführern Telekom und Vodafone aufsteigen.

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