Mobilfunk:Aus drei mach vier

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Drillisch steigt ins Bieterrennen um Lizenzen für 5G ein. Der Mutterkonzern United Internet setzt damit die drei bisherigen Mobilfunkanbieter unter Druck. Die Frage ist aber auch, ob sich der Angreifer dabei nicht übernimmt.

Die drei großen deutschen Mobilfunk-Netzbetreiber bekommen bei der im Frühjahr anstehenden Versteigerung der Frequenzen für den neuen Mobilfunkstandard 5G Konkurrenz. United Internet (web.de, GMX) werde mit seiner Tochter 1&1 Drillisch an der Auktion für den ultraschnellen Mobilfunkstandard teilnehmen, kündigte der Online-Konzern an. Man sei zuversichtlich, dass dies ein Schritt sei "für eine erfolgreiche und dauerhafte Positionierung der 1&1 Drillisch Gruppe als vierter Mobilfunknetzbetreiber in Deutschland".

Die Aktien des neuen Konkurrenten fallen erneut stark

United Internet wagt damit den Schritt zum Netzanbieter, um so den Wettbewerb in der deutschen Telekombranche anzuheizen. Bisher mietet Drillisch fremde Netze an. Die dafür aufgewendeten Kosten können "durch den Aufbau eines eigenen Netzes künftig schrittweise reduziert (...) werden", teilte Drillisch mit. Dadurch ergäben sich "weitreichende finanzielle Spielräume für Investitionen". Die Anleger zeigen sich angesichts dieser Ziele allerdings skeptisch. Die im TecDax notierten Drillisch- und United-Internet-Aktien fielen nach der Ankündigung in der Spitze um 7,7 beziehungsweise 2,8 Prozent. Seit United Internet im Sommer vergangenen Jahres sein Interesse an der Versteigerung bekannt gegeben hatte, büßten Drillisch sogar 43 Prozent und United Internet 40 Prozent ihres Wertes ein. Investoren befürchten, dass sich beide Unternehmen mit den 5G-Geboten übernehmen könnten. Das bisherige Geschäftsmodell eines virtuellen Netzbetreibers (MVNO), der keine eigenen Funkstationen hat, gilt als profitabler. Konzernchef Ralph Dommermuth wollte ursprünglich auch dabei bleiben, allerdings verweigerte ihm die Bundesnetzagentur das sogenannte nationale Roaming. Dies hätte es Drillisch erlaubt, in Gebieten die Netze von Wettbewerbern zu nutzen, in denen sie selbst kein Netz haben. Die Wettbewerber müssen darüber verhandeln, aber sind nicht verpflichtet, die Konkurrenz in ihr Netz zu lassen. Das letzte Wort ist hier allerdings noch nicht gesprochen, die Koalition aus Union und SPD erwägt, in bestimmten Gebieten eine solche Pflicht zum Roaming festzulegen.

Jedenfalls aber wird der Wandel vom Mieter bestehender Netze zum Betreiber von Funkmasten Drillisch und United Internet teuer zu stehen kommen. Zum einen muss Drillisch für die Frequenzen zahlen, zum anderen für den Aufbau des Netzes beziehungsweise für das Leasen. In einem ersten Schritt vereinbarte Drillisch mit einem europäischen Bankenkonsortium eigene Kreditlinien in Höhe von 2,8 Milliarden Euro. Sollte die Versteigerung erfolgreich sein, soll demnach auch die Dividende reduziert werden.

Die bestehenden Mobilfunkanbieter werden durch die Entscheidung unter Druck geraten, denn Drillisch ist für seine aggressive Preispolitik bekannt. Nun wird es spannend zu beobachten, wie die Auktion ausgeht.

© SZ vom 25.01.2019 / SZ, Reuters, dpa - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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