Süddeutsche Zeitung

Mobilfunk:5G bald auch auf dem Land

Vodafone rüstet Antennen für die neue Technik auf, auch die Telekom kündigt dies an. Dabei nutzen die Firmen zwei Tricks.

Von Benedikt Müller, Köln

Deutschlands Netzbetreiber wetteifern darum, den neuen Mobilfunkstandard 5G in die Provinz zu bringen. Bislang nutzen zwar nur wenige Menschen Handys, die für die Technik taugen; auch stehen bisher erst in wenigen Städten 5G-Antennen. Der Standard gilt aber als Grundlage für Zukunftstechnologien wie etwa das autonome Fahren. Mit 5G lassen sich große Datenmengen sehr schnell übertragen.

Den Anfang machte am Mittwoch Vodafone: Der Konzern hat einen Funkstandort im Sauerland für 5G aufgerüstet. In diesem Jahr soll das mit gut 8000 weiteren Antennen passieren - auch in Gegenden mit bisher schlechtem Empfang. Aufgerüstet werden solle auf einer Fläche, in der gut zehn Millionen Menschen leben.

Kurz darauf zog die Telekom nach: In ihrem Netz solle 5G im Laufe dieses Jahres "für mehr als die Hälfte der Bevölkerung zur Verfügung stehen", kündigte der Konzern an. Voraussetzung ist freilich ebenso ein geeigneter, teurer Handytarif. Die Telekom will hierfür gut 40 000 Antennen modernisieren, "auch in ländlichen Gebieten". Man erprobe dies noch in Testfeldern, teilt der Konzern mit, "der weitere Ausbau startet in den kommenden Wochen."

Um den flinken Funk aufs Land zu bringen, ohne dafür Tausende Masten zu bauen, setzen beide Konzerne auf Antennen, die sowohl die bislang schnellste Technik 4G als auch 5G verbreiten können. Die Anlagen sollen das Funkspektrum untereinander aufteilen - je nachdem, welche Geräte gerade in einer Funkzelle sind.

Zudem nutzen Telekom und Vodafone nun andere Frequenzen als jene, die sie 2019 vor allem für Städte mit viel Datenverkehr ersteigert hatten. Die Telekom greift stattdessen auf einen Teil ihres bisherigen 3G-Spektrums zurück. Vodafone nutzt noch langwelligere Frequenzen, die bis 2019 noch dem Antennenfernsehen vorbehalten waren.

Vorteil beider Varianten: Die Signale reichen kilometerweit; man braucht also weniger Masten. Auch sollen Kunden in der Spitze ein paar Hundert Megabit pro Sekunde herunterladen können. Das ist vielerorts mehr, als Mobilfunk oder Festnetz bislang hergeben. Noch mehr Durchsatz gibt es nur dort, wo die kurzwelligeren Frequenzen verwendet werden, die bei der jüngsten Auktion vergeben wurden. Zudem sollen 5G-Kunden von den sehr niedrigeren Verzögerungszeiten des neuen Standards profitieren, heißt es von Vodafone.

Der dritte Mobilfunkanbieter Telefónica will sein 5G-Netz nach eigenem Bekunden in der zweiten Jahreshälfte in ersten Städten freischalten.

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Quelle:
SZ vom 23.04.2020
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