Mobiles Internet:Auch in Großstädten lahmt das mobile Internet

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Dass die Telekom in vielen aktuellen Netztests vergleichsweise gut abschneidet, liegt auch daran, dass sie aus dem Ärger vieler Kunden gelernt hat: Das allererste iPhone gab es in Deutschland drei Jahre lang nur mit einem Telekom-Vertrag. Und je mehr Kunden damit die Lust aufs Surfen unterwegs entdeckten, desto mehr waren frustriert - weil das Netz unter den riesigen Datenmengen zusammenbrach. Die Telekom rüstete auf, um die Kunden bei Laune zu halten. E-Plus, O2 oder Vodafone zeigten viel Häme. Die eigenen Netze aber für die Zukunft zu rüsten, um die Kunden nicht nur mit schicken Smartphones, sondern auch mit schnellen Surfgeschwindigkeiten zu beglücken, das versäumten sie - und schneiden somit heute schlechter ab.

Dass es eng wird, erkennt der Autofahrer an den aufleuchtenden Bremslichtern vor ihm. Dass es im Mobilfunknetz eng wird, erkennt man daran, dass sich eine Seite nur langsam aufbaut oder ein Video ruckelt. Und manchmal, wenn man in Gegenden kommt, in die keine Autobahn führt und auch keine schnellen Internetkabel verlegt wurden, muss man ausweichen auf die Landstraße. Das Smartphone zeigt dann "E". Das steht für Edge - und damit für einen der Mobilfunkstandards mit der geringsten Geschwindigkeit. Ein Foto zu verschicken, dauert dann auch mal eine Minute. Videos zu schauen, ist oft gar nicht mehr möglich.

Das Ärgerliche ist nur, dass so etwas nicht nur auf dem platten Land passiert, sondern auch in Großstädten. Auch dort nämlich erreicht laut der Messung von Zafaco jeder zwölfte Nutzer nur die mickrige Geschwindigkeit von etwa 0,2 Mbit/s. Auf dem Land sind es fast 30 Prozent.

Immerhin, die Anbieter haben das Problem erkannt. Sie investieren in ihre Netze. Dass sie auch ihre Werbeversprechen bremsen, glaubt Robert Stumpf, Mobilfunkexperte bei der Unternehmensberatung Accenture, allerdings nicht: "Die Surfgeschwindigkeit ist das, was den Kunden interessiert. Damit können die Anbieter am meisten punkten." Sie stecken in einem Dilemma: Das Geld, das sie dringend brauchen, um ihre Netze aufzurüsten, können sie sich nur beim Kunden holen. Doch der hat sich längst daran gewöhnt, dass er immer mehr Leistung für sein Geld bekommt. Er überlegt sich zweimal, mit welchem Anbieter er im Netz unterwegs ist. Die Konzerne umwerben ihn deshalb mit immer dreisteren Versprechen. So wie die Spülmittelhersteller, die der Hausfrau weismachen wollten, sie brauche unbedingt ein Spülmittel, das mit einem Spritzer 400 Teller schafft.

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