Mitbestimmung bei SAP:Drohbrief von "Vadder" Hopp

Lesezeit: 1 Min.

Das Ansinnen einiger Mitarbeiter, der SAP-Zentrale nach 34 Jahren einen Betriebsrat zu verpassen, betrachtet Mitgründer Dietmar Hopp geradezu als persönliche Anfeindung. Schließlich ging es in Walldorf bislang recht familiär zu.

Dagmar Deckstein

"Dann kann es halt passieren, dass eines Tages, möglicherweise ganz schnell, die Zentrale nicht mehr in Walldorf ist", unkte Hopp dieser Tage in einem Interview. Stattdessen könnte SAP nach Amerika auswandern, wo der Weltmarktführer für Bürosoftware ohnehin immer größere Geschäfte tätigt.

"Leute von gestern" - SAP-Mitgründer Dietmar Hopp kann mit Betriebsräten nicht viel anfangen. (Foto: Foto: dpa)

Hopp, der im April 66 Jahre alt wird und vor 34 Jahren mit vier weiteren IBM-Kollegen - darunter Hasso Plattner und Klaus Tschira - das Unternehmen in Walldorf gründete, fürchtet um die ganz besondere Firmenkultur, in der alle Beteiligten seit 1972 meinten, ohne Betriebsrat auszukommen.

Er, der sich 2003 von der Konzernspitze zurückzog und noch knapp zehn Prozent der Anteile an SAP hält, wandte sich in einem persönlichen Brief an die Mitarbeiter, die am späten Donnerstagnachmittag zur Betriebsversammlung geladen waren.

"Große Sorge"

"In großer Sorge um die Zukunft der SAP" versetze ihn die Aussicht, ein solches Gremium werde am Ende von "Leuten von gestern", also Gewerkschaftern der IG Metall besetzt und nicht von eigenen Mitarbeitern, die etwas vom Geschäft verstehen.

Abgesehen davon, dass Hopp hier Betriebs- und Aufsichtsrat durcheinander wirft - ein Betriebsrat besteht immer und nur aus Betriebsangehörigen - ist es auch noch gar nicht ausgemacht, dass es tatsächlich so weit kommt.

Immer im Sande verlaufen

Wenn es die versammelten SAP-Beschäftigten nicht schaffen, einen Wahlvorstand zu wählen, dürfte auch dieser neue Mitbestimmungs-Vorstoß im Sande verlaufen, wie schon einige in der Vergangenheit.

Seit seinem Rückzug aus dem Tagesgeschäft der SAP ist "Vadder Hopp", wie er bei Mitarbeitern und Kunden heißt, als Mäzen und Investor tätig.

Förderer der TSG Hoffenheim

So unterstützte er den Bau der SAP-Arena in Mannheim und setzt sich für die Förderung des Sportnachwuchses in Golf, Eishockey und Fußball, vor allem bei der TSG Hoffenheim, ein.

2004 gründete er außerdem die Stiftung "Pro Justitia", da er sich nach einem Clinch mit der Staatsanwaltschaft Mannheim als Verfolgter der Justiz sieht.

© SZ vom 03.03.06 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: