Süddeutsche Zeitung

Mitarbeiterbespitzelung:Lidl droht Millionenbußgeld

Die Bespitzelung von Mitarbeitern könnte Lidl Millionen kosten. Allein in Niedersachsen haben Datenschützer über 60 Bußgeldverfahren eröffnet.

Die Datenschutzbeauftragten mehrerer Bundesländer wollen dem Lebensmittelkonzern Lidl laut einem Spiegel-Bericht Bußgeldbescheide in Millionenhöhe zuschicken. Die Strafgelder würden wegen rechtswidriger Überwachung von Mitarbeitern durch Detektive und weiterer Verstöße gegen Datenschutzvorschriften erhoben, berichtete das Magazin unter Berufung auf Kreise hochrangiger Datenschützer.

Mehrere Bußgeldverfahren rollen an

So fordert Niedersachsens oberster Datenschützer vom Lebensmittelkonzern Lidl noch in diesem Monat rund 700.000 Euro Bußgeld. Es handle sich allein in Niedersachsen um 60 bis 70 Bußgeldverfahren über je 10.000 Euro, sagte ein Sprecher des Innenministeriums in Hannover und bestätigte den Bericht des Spiegel.

Danach werden auch die Datenschutzbeauftragten anderer Bundesländer noch im September Bußgelder von Lidl verlangen. Insgesamt geht es dem Spiegel zufolge um einen einstelligen Millionenbetrag. Betroffen seien Lidl-Vertriebsgesellschaften und Filialen in mindestens acht Bundesländern, vor allem in Niedersachsen und anderen norddeutschen Regionen.

Spitzel-Skandal mit Folgen

Die Datenschützer untersuchten Vorwürfe der Bespitzelung bei Lidl. Das Magazin Stern hatte im März berichtet, dass bei dem Lebensmitteldiscounter über zahlreiche Überwachungskameras registriert wurde, wann und wie häufig Mitarbeiter auf die Toilette gehen, wer mit wem möglicherweise ein Liebesverhältnis hat und wer nach Ansicht der Überwacher unfähig ist.

Außerdem berichtete das Magazin, mit Hilfe von Detektiven seien Beschäftigte in zahlreichen Filialen systematisch überwacht worden. Lidl hatte nach Bekanntwerden der Vorwürfe rund 50 Fragen der Datenschützer mit umfangreichem Material beantwortet. Das Unternehmen hat eigenen Angaben zufolge in den vergangenen Jahren 585 Filialen in mehreren Bundesländern von Detekteien überwachen lassen. Die Federführung bei der Untersuchung der Datenschutzbeauftragten hat Baden-Württemberg, da Lidl dort seinen Konzernsitz hat.

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