Süddeutsche Zeitung

Mineralwasser:Streit um die Flasche

Umweltschützer greifen den Schweizer Konzern Nestlé an, weil der sein Mineralwasser in Einweg-Plastikflaschen füllt. Dass die Schweizer nun zügig auf Recyclingmaterial umsteigen wollen, besänftigt die Kritiker nicht. Das hat Gründe.

Von Silvia Liebrich

Wasser, verpackt in Einweg-Plastikflaschen, steht in der Kritik. PET-Behälter werden aus Öl hergestellt und wandern nach einmaligem Nutzen in den Müll - das ist schlecht für Klima und Umwelt. Große Abfüller wie Nestlé, die ein globales und lukratives Geschäft mit Wasser in Plastikflaschen betreiben, stehen deshalb besonders unter Beobachtung. Am Kunststoff festhalten will der Schweizer Konzern dennoch. Doch er hat angekündigt, dass Plastikflaschen, etwa für die bekannte Marke Vittel, künftig aus Recyclingmaterial, sogenanntem rPET, hergestellt werden sollen - nach dem Prinzip: aus alt mach neu.

Kritikern genügt das aber nicht. Sie haben den Druck auf Nestlé nun verstärkt. Am Freitag übergaben Vertreter der Deutschen Umwelthilfe (DUH) zusammen mit dem Schauspieler und Umweltaktivisten Hannes Jaenicke eine Protestschrift mit 138 000 Unterschriften. Empfänger war Marc Honold, Geschäftsführer von Nestlé Waters Deutschland. Der Konzern wird darin aufgefordert, keine "unnötig hergestellten und klimabelastenden Einweg-Plastikflaschen" einzusetzen. "Riesen-Konzerne wie Nestlé tragen dazu bei, dass wir im Plastikmüll versinken und der Klimawandel immer weiter angeheizt wird", glaubt Jaenicke. Auch der besonders lange Transport des Mineralwassers aus der französischen Region Vittel über Ländergrenzen wird moniert.

In einer Pressemittelung des Konzerns klingt das etwas anders: Ziel des Treffens mit den Umweltschützern sei ein Austausch über die Kritik und mögliche gemeinsame Lösungsansätze gewesen, um Wege aus der Plastikflut zu finden. Für die Marke Vittel seien allein seit September 200 Tonnen recyceltes Plastik eingesetzt worden. Weltweit solle der Anteil von Reyclingplastik bis 2025 auf 50 Prozent steigen. Nestlé-Manager Honold verteidigt die Strategie des Herstellers. Plastik-Flaschen seien leichter, platzsparender und nachhaltiger als Glasflaschen, meint er. Die Umweltschützer kontern: "Einweg-Plastikflaschen sind umweltschädigend, weil sie für jeden Abfüllprozess energie- und ressourcenintensiv neu hergestellt werden müssen." Tatsächlich ist es umstritten, was besser ist: Glas oder Einwegplastik. Eine entscheidende Rolle spielt dabei unter anderem der Transportweg.

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Quelle:
SZ vom 14.03.2020
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