Mindestlohn:Taxifahren wird empfindlich teurer

Widerspruch von Uber

Mindestlohn: Wegen der Lohnuntergrenze möchte die Taxi-Branche ihre Preise um bis zu 30 Prozent anheben.

(Foto: Andreas Arnold/dpa)
  • Um bis zu 30 Prozent wollen Taxiverbände die Preise für Taxikunden erhöhen. Grund ist der Mindestlohn für die Fahrer.
  • Zudem sollen bis zu 70 000 Jobs von der Lohnuntergrenze bedroht sein.
  • Neben dem Mindestlohn beklagt die Branche auch die Konkurrenz etwa durch den US-Fahrdienstleister Uber.

Von Thomas Öchsner, Berlin

Das Taxifahren in Deutschland wird zum Teil deutlich teurer. Wegen der Einführung des Mindestlohns zum 1. Januar 2015 haben die Verbände der Taxiunternehmen in Hunderten Städten und Landkreisen Tariferhöhungen von bis zu 30 Prozent beantragt. Einige Kommunen haben sie bereits beschlossen. Dies ergab eine Umfrage der Süddeutschen Zeitung. Die neue gesetzliche Lohnuntergrenze von 8,50 Euro gilt auch für die 200 000 angestellten Taxifahrer, die bislang in der Regel mit 40 bis 45 Prozent am Umsatz beteiligt sind. Damit kommen sie derzeit inklusive der Wartezeiten auf ein Stundensalär von 6 bis 6,50 Euro.

Einer der Vorreiter bei der neuen Preisrunde ist Hamburg. Dort müssen die Kunden bereits seit 1. Oktober durchschnittlich 7,8 Prozent mehr zahlen. In Dresden hat der Stadtrat Tariferhöhungen beschlossen, die Mitte Dezember in Kraft treten werden. Dort erhöhen sich die Preise pro gefahrenem Kilometer je nach Zeitpunkt und Länge der Fahrt um 20 bis 30 Cent. Im Landkreis Schwäbisch Hall steigen die Tarife vom November an um durchschnittlich elf Prozent, aber nicht nur wegen des Mindestlohns, wie es im Landratsamt hieß.

Die von den Taxiverbänden geforderten Preisaufschläge sind meist deutlich höher. In Hannover und Duisburg wollen die Unternehmer nach Angaben des Deutschen Taxi- und Mietwagenverbands durchschnittlich 25 Prozent mehr. In Stuttgart sollen es 20 Prozent sein, in Bremen 15 und in Delmenhorst sogar 30 Prozent. Meist bewegen sich die Forderungen wie etwa in Rostock, Duisburg, Düsseldorf, Magdeburg oder Leipzig unterhalb dieses Spitzenwerts. Thomas Grätz, Geschäftsführer des Deutschen Taxiverbands, sprach von einer "Tariferhöhungsmaschinerie".

Konkurrenz auch durch US-Anbieter Uber

Dies zeigen auch Zahlen aus dem Norden Deutschlands: Nach Angaben des Gesamtverbands Verkehrsgewerbe Niedersachsen wurden allein in diesem Bundesland bereits in 49 Kommunen Anträge auf höhere Taxitarife gestellt. Bundesweit gibt es mehr als 800 regionale Genehmigungsbehörden. In der Regel dürften die zuständigen Städte und Landkreise jedoch nur Preisaufschlägen zustimmen, die unter den Wünschen der Taxibetriebe liegen.

Die Fahrbranche steht derzeit von mehreren Seiten unter Druck: Verhandlungen mit der Gewerkschaft Verdi, die Einführung des Mindestlohns durch tarifvertragliche Übergangsregeln hinauszuschieben, waren gescheitert. Viele Taxi-Unternehmer fragen sich, wie sie einen Stundenlohn durchsetzen und überwachen sollen. "Notwendig ist eine bessere Kontrolle der Fahrer, das aber ist teuer", sagte Thomas Laschuk, der Taxiverband-Landeschef für Baden-Württemberg. Hinzu kommt die Konkurrenz durch den US-Anbieter Uber, der Fahrgäste an private Fahrer vermittelt.

Verbandsgeschäftsführer Grätz befürchtet, dass in der Branche 50 000 bis 70 000 Taxifahrer ihre Jobs verlieren könnten. Unternehmen mit mehreren Wagen dürften sich künftig verkleinern. "Außerdem werden die Versuche zunehmen, in unlautere Geschäftsmodelle zu flüchten", sagte Grätz.

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