Es war von Anfang an ein seltsames Bündnis und es folgte einer ganz besonderen Logik: Hier der alte Autokonzern Daimler, dessen Ahnherren im 19. Jahrhundert das Auto mit erfanden. Und da der kalifornische Elektroautobauer Tesla, der das Auto gerade neu erfinden will. Als Daimler damals im Mai 2009 9,1 Prozent von Tesla kaufte, waren die Kalifornier das nächste große Ding. Hatten zwei Jahre zuvor einen elektrischen Sportwagen auf den Markt geworfen, der Tesla Roadster hieß und zeigte: Ja, man konnte so etwas exotisch-Schickes durchaus auch in Serie bauen. George Clooney fuhr ihn, Leonardo DiCaprio auch - für die alte Schwaben-Marke mit dem Stern war die Zusammenarbeit mit Tesla eine Art Frischzellenkur - Glamour inklusive.
Ein paar Monate später verkauften die Deutschen einen Teil ihrer Aktien an den Staatsfonds Aabar aus Abu Dhabi. Dann kam Mitte 2010, und damit der Börsengang von Tesla. Mit dem Model S kam der erste Verkaufsschlager der Amerikaner, die Tesla-Aktie stieg - zuletzt auf etwa 235 Dollar. Ein guter Moment also, um zu verkaufen: 780 Millionen Dollar, umgerechnet 611 Millionen Euro, bekommt Daimler nun für den Verkauf seiner restlichen vier Prozent. Millionen, von denen jetzt schon feststeht: Sie werden den Gewinn Daimlers in diesem Jahr kräftig nach oben ziehen. 2009 hatte Tesla für sein gesamtes Paket gerade mal 50 Millionen Dollar auf den Tisch gelegt.
Warum verkauft man so etwas?
Die Frage ist nur: Warum verkauft man so etwas? Glaubt man nicht mehr an Tesla und seinen Meister Elon Musk, den Mann, der Elektroautos baut und bemannte Mars-Expeditionen plant? "Wir sind mit der Entwicklung unserer Beteiligung an Tesla außerordentlich zufrieden", sagt Daimler-Finanzchef Bodo Uebber am Mittwoch. Und dann der Kernsatz: "Für unsere Partnerschaft und Zusammenarbeit ist eine Finanzbeteiligung an Tesla aber nicht notwendig."
Mit anderen Worten: Wir haben alles, was wir brauchen. Jetzt wird Kasse gemacht.
Zwischen Unternehmen funktioniert es häufig so: Wer eng zusammenarbeitet, Technologie tauscht oder Ideen, schiebt sich gerne Aktienanteile zu. Es ist ein bisschen so wie der Verlobungsring unter Verliebten: Der Aktienanteil zeigt, dass man sich ernsthaft binden will und das nicht nur für ein Wochenende. Nun ist die Beziehung zwischen Daimler und Tesla schon eine Weile alt, und vieles hat sich da schon eingependelt.
Tesla will den Großen Konkurrenz machen
Tesla, der Stromautopionier, macht für Daimler den kompletten Antriebsstrang für die Elektrovariante der B-Klasse. Nach der Einführung im Sommer in den USA soll diese im November auf den europäischen Markt gebracht werden. Auch die Batterien des Kleinwagens Smart kommen von Tesla. Hier, bei reichweitenstarken Batterien, liegt Tesla vorne. Mit anderen Worten: Man arbeitet heute auch so gut zusammen - ohne dass man noch einen Verlobungsring tragen müsste.
Nun kann man die Sache auch so sehen: Daimler hätte an Bord bleiben können, Musk hat Riesenpläne: Er will aus Tesla einen ernsthaften Konkurrenten für Porsche, aber auch VW, BMW oder Toyota machen. 500000 Autos im Jahr - so stellt sich der Manager die künftige Produktion vor. Sollte das gelingen, dürfte der Aktie in den nächsten Jahren noch einiges bevorstehen. Andererseits: So ganz sicher ist das nicht. Der Ölpreis sinkt, das könnte Elektroautos erst einmal wieder weniger attraktiv machen. Dazu drohen neue Wirtschaftskrisen, die geopolitischen Risiken nehmen weltweit zu.
Also: Was man hat, das hat man. Gewinnmitnahmen nennt man so was. Man weiß ja nie.