Milliarden-Überschuss gesetzlicher Krankenkassen:Horten ist gut

Gesetzliche Krankenkassen verfügen über milliardenschwere Finanzreserven. Ärzte, Apotheker, Krankenhäuser und Pharmafirmen hätten gerne einen Teil davon ab - stets im Interesse der Patienten natürlich. Gesundheitsminister Bahr hat allen Forderungen der Lobbygruppen bisher widerstanden - dafür ist er unbedingt zu loben.

Guido Bohsem, Berlin

So bitter kann eine gute, nein, eine hervorragende Nachricht sein. Die gesetzlichen Krankenkassen schwimmen in Geld, sie verfügen über Finanzreserven von 21,8 Milliarden Euro, und alle jammern. Was vor drei Jahren, als ein Defizit von mindestens elf Milliarden Euro drohte, niemand für möglich gehalten hätte - den Akteuren im Gesundheitswesen macht es keine rechte Freude.

Die niedergelassenen Ärzte werfen den Kassen vor, das Geld zu horten. Sie fordern höhere Honorare und drohen andernfalls mit Streiks. Die Apotheker klagen, sie hätten seit Jahren keinen Anstieg ihrer Bezüge mehr gesehen. Die Krankenhäuser fordern mehr Geld zur Keimbekämpfung, die Pharmafirmen eine Aufhebung ihrer Zwangsabgaben. Und alle sagen, das sei im Interesse der Patienten.

Gesundheitsminister Daniel Bahr (FDP) hat bislang der Versuchung widerstanden, mit den Milliardenreserven der Kassen Politik zu machen. Dafür ist er unbedingt zu loben. Wie leicht wäre es für ihn gewesen, mal die eine und mal die andere Gruppe des Systems mit üppigen Zuwendungen zu beglücken.

Seiner Partei würde das wohl sogar helfen - deren Wählerschaft ist in diesen Bereichen nicht eben selten zu finden. Doch Bahr bleibt knausrig, allenfalls Prämien an die Versicherten will er ausschütten. Er hat angekündigt, diesen Kurs auch im Wahljahr durchhalten zu wollen. Er wäre der erste Gesundheitsminister, der das schafft.

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