Investoren aus den USAHalbleiter-Standort Dresden wird noch größer

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Ein Mitarbeiter des Chip-Herstellers Globalfoundries hält einen Wafer – das ist der Rohling für die Herstellung von Halbleitern.
Ein Mitarbeiter des Chip-Herstellers Globalfoundries hält einen Wafer – das ist der Rohling für die Herstellung von Halbleitern. (Foto: Sebastian Kahnert/dpa)

Der US-Chiphersteller Globalfoundries baut seine deutsche Fabrik aus – und bekommt Hunderte Millionen Euro an staatlichen Subventionen. Das ist auch gut für Sachsen.

Von Saskia Aleythe

Hartnäckig zu bleiben, kann sich lohnen. Einige Jahre lang lag der US-Chip-Produzent Globalfoundries schließlich mit der deutschen Regierung im Clinch, weil er gern eine angemessene Förderung hätte für den deutschen Standort in Dresden, aber anders als manch andere Konkurrenten keine bekam. Das ändert sich nun, mit weitreichenden Folgen: Globalfoundries will seine Fabrik in Sachsen in den kommenden Jahren ausbauen und dafür 1,1 Milliarden Euro investieren. Von der Bundesregierung sollen mehrere Hundert Millionen Euro Zuschuss fließen, wie zunächst das Handelsblatt berichtete. Es ist die Umsetzung langgehegter Träume in Dresden.

Denn die Pläne dafür gibt es schon eine ganze Weile, Globalfoundries will seine Produktion in Dresden perspektivisch verdoppeln, auf bis zu 1,5 Millionen sogenannte Wafer pro Jahr. Das Unternehmen ist dabei ein wichtiger Zulieferer für die Automobilindustrie. Auf Nachfrage teilte ein Sprecher mit, man habe auf Grundlage eines vorzeitigen Maßnahmenbeginns durch das Bundeswirtschaftsministerium „mit der Realisierung seines European-Chips-Act-Projekts in Dresden begonnen“. Nähere Details sollen in den kommenden Wochen bekannt gegeben werden. Das Bundeswirtschaftsministerium äußerte sich bisher nicht.

Einen Vorstoß gab es allerdings schon vom Europaabgeordneten Oliver Schenk (CDU), ihm zufolge hatte es am vergangenen Freitag von der Regierung eine Genehmigung für den Projektbeginn gegeben. Die eigentliche Fördergenehmigung steht noch aus, das Unternehmen kann sich nun aber etwa schon mit dem Kauf nötiger Maschinen befassen. Globalfoundries hatte sich Ende vergangenen Jahres für ein neues Förderprogramm der Regierung beworben, mit dem innovative Investitionsprojekte in der Mikroelektronik unterstützt werden sollen. Rund 25 Projekte sollen gefördert werden, ein finaler Beschluss wurde noch nicht bekannt. Das kostenintensivste Vorhaben soll vom Dresdner Unternehmen FMC kommen, das sich auf die Produktion von neuartigen Speicherchips konzentriert hat. Dafür soll sich allein die Subventionssumme auf 1,3 Milliarden Euro belaufen.

TSMC hatte fünf Milliarden Euro Subventionen bekommen

Interessant ist die Investition von Globalfoundries auch deshalb, weil damit ausgerechnet ein US-Konzern in diesen Tagen in Deutschland investiert. Zudem gibt es nach der zuletzt geplatzten Ansiedlung von Intel in Magdeburg nun wieder positive Nachrichten für die Chip-Produktion in Deutschland. Ganz offensichtlich behauptet sich der Standort Dresden immer mehr als das „Silicon Saxony“ als das es sich selbst bezeichnet. Mit Firmen wie Infineon, NXP, Bosch Semiconductor und künftig TSMC beherbergt die Region viele der wichtigsten Halbleiter-Produzenten. Die Taiwaner von TSMC hatten für ihre erste europäische Fabrik fünf Milliarden Euro Subventionen zugesprochen bekommen. Geld, mit dem man auch bei Globalfoundries viel anzufangen wüsste. Für den jetzigen Ausbau ihres Standorts sind 20 bis 50 Prozent der Investitionssumme realistisch, die aus Steuergeldern finanziert würden.

In Sachsen ist damit vor allem die Hoffnung auf einen Aufschwung gegeben, nach zuletzt eher trüben Nachrichten aus der Auto- und Chemieindustrie. „Im weltweiten Wettlauf der Standorte konnte Sachsen mit seinem weit entwickelten Halbleiter-Ökosystem erneut überzeugen“, sagte Oliver Schenk. Er sitzt jetzt für Sachsen im Europaparlament, war aber zuvor sieben Jahre lang Leiter der Staatskanzlei in Dresden und hat dort maßgeblich den Ausbau des Chipstandorts befördert. Er bezeichnete die Investition jetzt als „weiteren Meilenstein“ für den europäischen Hochtechnologiestandort in Sachsen. Damit werde die Abhängigkeit von außereuropäischen Lieferanten reduziert, außerdem würden hoch qualifizierte Arbeitsplätze gesichert. 3200 Menschen beschäftigt Globalfoundries in Dresden, es ist eigenen Angaben zufolge die größte Halbleiterfabrik Europas.

Auch in den USA bringt das Unternehmen seine Standorte voran, erst am Mittwoch verkündete es eine Investition von 16 Milliarden Dollar für den Ausbau seiner Werke in New York und in Vermont. Im Fokus stehen dort unter anderem die Produktion von Halbleitern für KI-fähige Geräte. Globalfoundries beliefert dort große Technologie-Unternehmen wie Apple und Space-X.

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