Oxfam-Berechnung:Reichste Deutsche verursachten 40 Milliarden Dollar Klimaschäden seit 1990

Lesezeit: 2 Min.

Hafen in Athen: Große Yachten verursachen große Emissionen. (Foto: Socrates Baltagiannis)

Riesige Yachten und Privatjets belasten das Klima. Die Organisation Oxfam hat ausgerechnet, wie hoch die Schäden durch die reichsten Deutschen ausfallen – auch für Ernten und Hitzetodesfälle.

Von Kathrin Werner

Milliardäre sind schlecht fürs Klima. Ihre Superyachten, ihre Privatjets, ihre Villen und Urlaubsreisen tragen enorm viel mehr zum Klimawandel bei als der einzelne Inlandsflug, den sich viele Deutsche inzwischen verkneifen. Die Entwicklungsorganisation Oxfam hat für Deutschland neue Zahlen berechnet und ist zu dem Ergebnis gekommen, dass allein die Konsumemissionen des reichsten Prozents in Deutschland in den Jahren zwischen 1990 und 2023 wirtschaftliche Schäden von rund 40 Milliarden Dollar verursacht haben. Bis 2050 könnte sich dieser Schaden auf 610 Milliarden Dollar summieren.

Damit sind die deutschen Milliardäre keine Ausreißer nach oben oder unten. 50 der reichsten Milliardärinnen und Milliardäre der Welt verursachen Oxfam zufolge durch ihre Investitionen, Privatjets und Yachten in 90 Minuten im Mittel mehr Treibhausgase als ein Mensch im weltweiten Durchschnitt in einem ganzen Leben. Weltweit gibt es nun 2769 Milliardäre und Milliardärinnen. Die Gesamtzahl der deutschen Milliardäre und Milliardärinnen ist im vergangenen Jahr um neun auf 130 gestiegen. Deutschland hat damit die viert meisten Milliardäre weltweit. Ihr Vermögen steigt rasant – und auch ihr Treibhausgasausstoß.

Oxfam hat die Emissionen der reichsten Deutschen auf Klimaschäden umgerechnet und kommt zu dem Ergebnis, dass zwischen 2020 und 2120 die jährlichen Emissionen des reichsten deutschen Prozents voraussichtlich zu 4400 zusätzlichen hitzebedingten Todesfällen weltweit führen, vor allem in Ländern mit niedrigerem Pro-Kopf-Einkommen. Auch die Ernteausfälle seien so hoch, dass sie den jährlichen Kalorienbedarf von 200 000 Menschen hätten decken können. Die Emissionen der reichsten Länder tragen zu höheren Temperaturen bei, die die globale Wirtschaftsleistung verringern, etwa durch Veränderungen der Arbeitsproduktivität, Landwirtschaft, Energieverbrauch und steigende Gesundheitskosten.

Yachten von Klaus-Michael Kühne verursachten Emissionen von knapp 9800 Tonnen CO₂-Äquivalenten

Fünf der reichsten Deutschen seien durch ihre Superyachten im Durchschnitt für 1275-mal so viele Emissionen verantwortlich wie ein Mensch, der zum ärmsten Prozent der Deutschen zählt. Allein die Yachten des Milliardärs Klaus-Michael Kühne verursachten laut Oxfam binnen eines Jahres Emissionen von knapp 9800 Tonnen CO₂-Äquivalenten. Mehrere Privatjets des Milliardärs Hasso Plattner sollen innerhalb eines Jahres mehr als 2000 Tonnen CO₂ ausgestoßen haben.

Oxfam veröffentlicht die Zahlen absichtlich kurz vor der Bundeswahl, um eine politische Forderung zu wiederholen: eine Vermögensteuer in Höhe von mindestens zwei Prozent für Multimillionäre und Milliardäre, deren Einnahmen dann in klimafreundliche Infrastruktur und soziale Gerechtigkeit fließen sollen. Auch fordert Oxfam ein sozial gestaffeltes Klimageld zum Ausgleich der finanziellen Belastung einkommensschwacher Haushalte durch die CO₂-Bepreisung. Die kommende Bundesregierung müsse „die dringend notwendige Transformation unserer Energie- und Wirtschaftssysteme sozial gerecht ausgestalten“, fordert Leonie Petersen, Referentin für sozial-ökologische Transformation bei Oxfam Deutschland. „Dazu gehört insbesondere, einkommensschwache Haushalte finanziell zu entlasten und die Reichen und Superreichen stärker in die Verantwortung zu nehmen.“

Der Berechnung der kapitalismuskritischen Organisation liegen Daten aus verschiedenen Quellen zugrunde. So führte Oxfam etwa Schätzungen des US-Magazins Forbes und dem Stockhold Environment Institute zusammen. Die Daten sind nicht perfekt, warnt die Organisation selbst, unter anderem weil Oxfam zwar die Namen der Yachtbesitzer, die Modelle und die Fahrtrouten in Datenbanken wie Superyacht-Fan, Superyacht Times und Marine Traffic ermitteln kann, aber zum Beispiel nicht sicher weiß, bei welchen der Fahrten die Milliardäre selbst an Bord waren. Oxfam geht aber davon aus, dass die ermittelten Daten im Zweifel zu niedrig sind, weil deutlich mehr deutsche Milliardäre Privatjets und Superyachten besitzen, als in der Analyse angenommen.

© SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

SZ PlusOxfam in Davos
:„Mit Privatjets herzufliegen und dann hier über Nachhaltigkeit zu sprechen, hat etwas Ironisches“

Oxfam-Chef Amitabh Behar über die Macht der Superreichen und die Kraft des Volkes, Regierungen zur Rechenschaft zu ziehen und unregulierte Macht einzuschränken.

Interview von Kathrin Werner

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: