Mifa, Hyrican:Sturmwarnung für Kleinaktionäre

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Nach dem Börsengang der Mifa und einem Gewinneinbruch bei Hyrican geraten die Unternehmensgründer in die Kritik

Von Thomas Öchsner

Anfang Mai präsentierten Peter Wicht und Michael Lehmann noch eine heile Welt. Damals waren die beiden Großaktionäre der Mitteldeutschen Fahrradwerke (Mifa) auf Werbetour für den Börsengang ihrer Mittelstandsfirma.

Manchen Anleger dürfte dabei auch überzeugt haben, dass es den Firmengründern gelungen war, bereits den PC-Bauer Hyrican im Jahr 2000 erfolgreich an die Börse zu bringen.

Doch nun - etwa eine Woche nach der Erstnotiz der Mifa - legte Hyrican überraschend schlechte Quartalszahlen vor. Deshalb wird jetzt massive Kritik an der Informationspolitik der Unternehmer laut.

Kredit über 20 Millionen

Ohne Wicht und Lehmann geht bei den ostdeutschen Firmen Hyrican und Mifa gar nichts: Bei dem PC-Bauer halten beide zusammen etwa 65 Prozent der Anteile. Vorstandschef ist Lehmann, Aufsichtsratschef Wicht.

Bei den Fahrradwerken kommen die beiden Großaktionäre auf zusammen 75 Prozent. Hier führt Wicht die Geschäfte.

Gemessen an anderen Firmen des früheren Neuen Marktes entwickelte sich Hyrican sehr gut. Der Newcomer übertraf seine Prognosen. Die Aktie notierte - bei einem Ausgabepreis von sieben Euro - zuletzt bei gut zehn Euro.

Am Dienstag meldete das Unternehmen jedoch, das Ergebnis vor Steuern sei in den ersten drei Monaten des neuen Quartals um 67,5 Prozent auf 1,06 Millionen Euro und der Umsatz um 46,1 Prozent auf 15,4 Millionen Euro eingebrochen.

Prompt rutschte der Kurs um gut acht Prozent auf etwa 9,50 Euro ab. Vor dem Börsengang der Mifa war von der Sturmwarnung bei Hyrican allerdings nicht die Rede: Anfang März 2004 sagte Lehmann in einem Interview: "Wir erwarten im laufenden Jahr, unser Geschäftsvolumen um mindestens 15 Prozent auszuweiten und dabei auch Fortschritte auf der Ergebnisseite zu erzielen."

Auf der Hauptversammlung im April hörten die Kleinaktionäre ebenfalls nichts von einem Absatzeinbruch. Und im Mai bei der Pressekonferenz der Mifa zum Börsengang erinnerte Wicht nur an die Erfolge von Hyrican.

Matthias Schrade vom Analysehaus GSC Research hat dafür überhaupt kein Verständnis: "Die haben sich als Vorzeige-Unternehmer feiern lassen und mit keiner Silbe die Probleme bei Hyrican erwähnt. Und die können ja nicht ganz plötzlich gekommen sein."

Vorstandschef Lehmann weist dagegen darauf hin, dass es sich um Jahresprognosen handele. Ob die Quartalszahlen ein einmaliger Ausrutscher waren, ließe sich zum gegenwärtigen Zeitpunkt nicht sagen.

Kritik kommt auch von der Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger (SdK): "Die Kleinaktionäre wurden von den Quartalszahlen völlig überrascht", sagt SdK-Vorstandsmitglied Markus Straub. Straub hatte Lehmann bereits vorgeworfen, nicht offen über einen 20-Millionen-Kredit von Hyrican an die Mifa berichtet zu haben.

Experte Schrade sieht deshalb hier ein grundsätzliches Problem: "Der Vorstand betreibt Informationspolitik nach Gutsherrenart. Das geht aber bei einem börsennotierten Unternehmen nicht."

© SZ vom 27.05.2004 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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