Mietwagen:Auto checken und tschüss

20 06 2014 Griechenland Insel Kreta Mietwagenstation im Fischerdorf Sissi 20 06 2014 Kreta in G

Mietwagen auf der Insel Kreta im Fischerdorf Sissi.

(Foto: imago)

Es lohnt sich, den Mietwagen für den Urlaub schon zu Hause zu buchen.

Von Berrit Gräber

Vielreisende wissen: Wer Bargeld erst im Ausland tauscht, kann Geld sparen. Beim Mietwagen Buchen ist es genau anders rum. Günstiger und sicherer als von zu Hause aus geht kaum, wie Peter Grieble, Versicherungsexperte der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg betont. Aber aufgepasst: Das billigste Angebot ist nicht immer erste Wahl. Nur wer mit Erstattung der Selbstbeteiligung gebucht hat, bekommt nach einem Unfall auch sein Geld zurück. Teure Fehler beim Abholen des Fahrzeugs vor Ort passieren dann häufig in Urlaubslaune. Wer sich am Schalter vor Ort noch Zusatzversicherungen aufdrängen lässt, zahlt ordentlich drauf. Und wer sich den Check des Wagens spart, weil die Zeit drängt oder die Kinder quengeln, wird womöglich für die Beulen und Kratzer des vorherigen Fahrers zur Kasse gebeten.

Das zählt bei der Buchung

Wer seinen Mietwagen bestens absichern will, sollte folgende Bausteine buchen: Eine Haftpflicht-Deckungssumme von mindestens einer Million Euro ist ein Muss. Die gesetzliche Mindestdeckung ist in vielen Ländern deutlich unter dem deutschem Niveau. Wichtig ist auch eine Vollkaskoversicherung ohne Selbstbehalt, eine Absicherung gegen Glas- und Reifenschäden sowie unbegrenzte Kilometerzahl. Das Auto sollte mit vollem Tank abgeholt und vollgetankt zurückgegeben werden können. Beim Vorabbuchen bekommt der Kunde einen deutschen Vertrag. "Wer die komplizierten Versicherungsbedingungen in der eigenen Sprache vor sich hat, ist auf der sicheren Seite", betont Grieble. Im Streitfall sind zudem hiesige Gerichte zuständig.

Nicht knausern

Wer schon daheim reserviert, bekommt meist Tarife mit Inklusivpreisen angeboten. Versicherungen, Deckungssummen und Leistungen stecken da schon drin. Allerdings gibt es erhebliche Unterschiede zwischen den Anbietern. "Wir raten, nicht einfach das billigste Angebot zu nehmen, sondern auf die Konditionen zu achten", betont Grieble. Tarife mit Vollkasko und Diebstahlschutz ohne Selbstbehalt seien zwar etwas teurer. Die Mehrausgabe rechne sich aber im Ernstfall. Alternative: ein Angebot mit Erstattung der Selbstbeteiligung im Schadensfall. Wer erst im Urlaub ausleiht, sollte sich nicht von Schnäppchen beim Basis-Preis blenden lassen: Versicherungs-Extras müssen dort meist noch draufgepackt und teuer bezahlt werden. Deshalb heißt es aufpassen, wenn ein Leihwagen in der Türkei nur die Hälfte kosten soll wie in Deutschland. Wer bereits über seinen Kfz-Schutzbrief, als Mitglied in einem Autoclub oder durch die so genannte Mallorca-Police ausreichend hohe Haftpflicht-Deckung im Ausland hat, muss keine Zusatz-Police für den Mietwagen abschließen.

Vorsicht, Fallstricke

Angebote, die erste Tankfüllung zu kaufen und das Auto am Ende leer zurückzugeben, klingen zwar auf den ersten Blick fair, sind aber in der Regel überteuert, warnt der Autoclub ADAC. Muss der Vermieter nach Rückgabe des Wagens selbst auftanken, stellt er oft das Doppelte oder gar Dreifache des normalen Benzinpreises in Rechnung inklusive undurchsichtiger Servicegebühren. Das restliche Benzin im Tank ist zudem verschenkt. Viele günstige Vermieter haben ihre Stationen nicht direkt am Flughafen, bieten aber eine kostenlose Shuttleverbindung dorthin an. Wer weiß, dass er sehr früh ankommt oder sehr spät am Abend abfliegt, sollte daher lieber einen Verleiher direkt am Airport nehmen.

Das vermeidet im Zweifelsfall unnötige Probleme. Nicht überreden lassen Wer mit Inklusiv-Buchung anreist, sollte den Vertrag vor der Abholung noch einmal durchlesen, rät Grieble. Ob auf Mallorca, Sizilien oder in Lissabon: Meist werden der Kundschaft geschickt unnötige Zusatzversicherungen oder Upgrades in eine höhere Fahrzeugklasse aufgeschwatzt. So wird beispielsweise häufig eine Absicherung namens SCDW (Super Collision Damage Waiver) angeboten für stolze 145 Euro oder ähnliche Policen. Die Service-Kräfte der Verleihfirmen gehen oft sehr hartnäckig vor. Wer bereits Vollkasko ohne Selbstbehalt bezahlt hat, braucht diesen Extra-Ausschluss der Selbstbeteiligung aber gar nicht, wie Frieder Bechtel betont, Sprecher des Online-Portals billiger-mietwagen.de. Wer unterschreibt, weil er unsicher ist und seine Rundum-sorglos-Konditionen nicht parat hat, zahlt drauf.

So viel Zeit muss sein

Das Leihauto gehört vor dem Einsteigen genau angeschaut. Wer Beulen findet oder Kratzer im Lack, sollte sie vom Vermieter schriftlich bestätigen lassen. Hektik kann teuer zu stehen kommen: Nicht notierte Dellen des Vorgängers bleiben an dem hängen, der sie bei der Abholung übersehen hat. Wer den Wagen nach der Tour unfallfrei abgibt, sollte seine Belege aufbewahren, ebenso seine letzte Tankrechnung. Das kann helfen, wenn es bei der Endabrechnung Ungereimtheiten gibt. Der Vermieter ist über die Kreditkartenreservierung nach wie vor autorisiert, zusätzliche Ausgaben wie Knöllchen abzubuchen. Sollen mehrere Reisende ans Steuer, müssen alle Fahrer im Miet- wie auch im Versicherungsvertrag vermerkt sein.

Nicht ohne Polizei

Passiert im Ausland ein Unfall, sollten Mietwagenfahrer die Polizei rufen und den Verleiher informieren. Trägt der Urlauber die Schuld, behält der Vermieter fast immer die Selbstbeteiligung ein, wie Bechtel erläutert. Jetzt kommen die Vertragskonditionen ins Spiel: Nur wenn der Kunde ein Angebot mit Erstattung der Selbstbeteiligung gebucht hat, bekommt er die Selbstbeteiligung zurück. In der Regel geht es um Summen von bis zu 2000 Euro und mehr. Bei kleineren Schäden wie Steinschlag oder Parkdellen muss die Polizei nicht gerufen werden. Wer bei der Rückgabe einen Schadensbericht erhält und Fotos macht, ist in der Regel auf der sicheren Seite, was die Abrechnung angeht.

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