Wohnen:WG-Zimmer in Deutschland werden teurer

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Gerade zum Start des Wintersemesters ist der Mietmarkt für Studierende sehr umkämpft (Foto: Ute Grabowsky/imago images/photothek)

489 Euro pro Monat – so viel muss man einer Studie zufolge in der durchschnittlichen Hochschulstadt für ein Zimmer in einer Wohngemeinschaft bezahlen. Die Preise in München liegen knapp 300 Euro über dem Schnitt, auch andere Städte bleiben teuer. Die Erhebung erkennt aber eine Erholungstendenz auf dem Mietmarkt.

In wenigen Wochen beginnt an deutschen Universitäten das Wintersemester, für viele Studierende beginnt damit auch ein neuer Lebensabschnitt. Ein wesentlicher Teil der Vorbereitungen auf das neue Semester nimmt bei vielen Studierenden die Suche nach einer Wohnung oder einem WG-Zimmer ein. Und die Kosten für ein durchschnittliches WG-Zimmer in Deutschland sind im vergangenen Jahr erneut gestiegen. Das hat die gemeinsame Studie des Moses-Mendelssohn-Instituts in Kooperation mit der Vermittlungsplattform wg-gesucht.de ergeben, über das die Deutsche Presse-Agentur berichtet. Demnach kostet ein WG-Zimmer an deutschen Hochschulstandorten im Schnitt 489 Euro und damit 17 Euro mehr als noch zum Start des vergangenen Wintersemesters 2023. Aber: Die regionalen Preisunterschiede sind teils enorm.

München ist zum fünften Mal hintereinander die teuerste Stadt in der Auswertung. Der Studie zufolge liegt die durchschnittliche Miete für ein WG-Zimmer in der bayerischen Landeshauptstadt bei 790 Euro im Monat. Das sind 40 Euro mehr als im vergangenen Jahr, im Jahr 2022 war die Miete noch 90 Euro günstiger. Damit liegt München knapp 300 Euro über dem deutschen Schnitt.

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Auf Platz zwei im Ranking der 88 deutschen Hochschulstädte landet Frankfurt am Main mit durchschnittlich 680 Euro pro Monat, danach folgen Berlin mit 650 Euro und Hamburg mit 620 Euro. In Berlin blieb der mittlere WG-Zimmerpreis im Vergleich zum vergangenen Jahr unverändert.

„Nach dem Auslaufen der Covid-19-Pandemie und dem Angriff Russlands auf die Ukraine sind die Wohnkosten extrem gestiegen. Jetzt können wir eine Erholungsphase erkennen“, sagte Projektleiter Stefan Brauckmann zu den Zahlen. Günstiger kommen Studierende etwa in Siegen (330 Euro), Jena (328), Wismar (325) oder Chemnitz (290) unter. Allerdings ist hier die Datenlage nicht so zuverlässig wie bei den viel größeren Standorten.

„Auch in diesem Wintersemester hat sich wieder gezeigt, dass die vergleichsweise günstigen Angebote sehr schnell wieder aus dem Netz genommen wurden. Personen, die erst sehr spät eine Zulassung zum Studium bekommen oder sich nicht vor Ort um eine Unterkunft kümmern können, weil zum Beispiel noch kein Visum erteilt wurde, unterliegen einem größeren Marktdruck“, sagte Brauckmann.

Für die Auswertung wurden mehr als 9000 Angebote analysiert, die in den letzten beiden August-Wochen online gestellt wurden. Berücksichtigt wurden Angebote für alle 88 deutschen Hochschulstandorte mit mehr als 5000 Studierenden (ohne Fern- und Verwaltungshochschulen) – Brauckmann zufolge sind dort 90,5 Prozent der Studierenden eingeschrieben. In die Auswertung genommen wurden ausschließlich Angebote für ein Zimmer in einer Wohngemeinschaft mit insgesamt zwei oder drei Bewohnern. Neugründungen wurden nicht berücksichtigt. Zimmer in Wohngemeinschaften werden auf wg-gesucht.de in der Regel mit Warmmieten angeboten, welche auch die Kosten für Strom, Internet sowie die Möblierung und technische Ausstattung in den gemeinschaftlich genutzten Räumen enthalten.

Der Preis für ein WG-Zimmer liegt oft höher als die Bafög-Wohnkostenpauschale

Mit dem Durchschnittspreis von 489 Euro im Monat liegen die Kosten fürs Wohnen über der Bafög-Wohnkostenpauschale. Die wurde zu Beginn des Semesters zwar von 360 auf 380 Euro pro Monat erhöht. In der großen Mehrheit der Hochschulstädte lässt sich damit der Untersuchung zufolge aber kein WG-Zimmer bezahlen. Die Folge: Viele junge Menschen in der Ausbildungsphase könnten kein preislich passendes Angebot am Hochschulstandort finden, sagte Brauckmann und mahnte: „Der Geldbeutel der Eltern sollte nicht darüber entscheiden, wer wie gut an welchem Standort in Deutschland studiert oder eine berufliche Ausbildung macht.“

Das Moses-Mendelssohn-Institut fordert deshalb eine Ausweitung des Angebotes an budgetorientierten Wohnungen und Wohnheimplätzen. Außerdem sollten die Wohnkostenpauschalen an die regionalen Realitäten angepasst und Baukosten gesenkt werden. Denn an vielen Standorten zeige sich, dass selbst gemeinnützige Träger wie die Studierendenwerke in ihren geförderten Neubauwohnheimen nur schwer Mieten anbieten könnten, die innerhalb der Bafög-Wohnkostenpauschale liegen.

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