Altersgerechtes Wohnen:So teuer sind barrierefreie Wohnungen

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Die passende Bleibe im Alter: Nicht jede Wohnung lässt sich barrierefrei umbauen, manchmal hilft nur ein Umzug. (Foto: Manuel Geisser/imago images)

Mehr als jede fünfte Person in Deutschland gehört zur Generation 65plus. Viele müssen mit Treppen und Stufen leben, weil sie keine Alternative finden. Das kann drastische Folgen haben.

Von Thomas Öchsner

Eine breite Eingangstür, ein ebenerdiger Zugang zum Haus, eine bodengleiche Dusche - all das gehört zu einem barrierefreien Heim. Viele Menschen wünschen sich, in so einer Wohnung oder so einem Haus zu wohnen, um selbstbestimmt bis ins hohe Alter leben zu können. Doch die Mieten in altersgerechten Wohnungen sind durchweg teurer als Wohnungen mit Schwellen, Treppen und Stufen. Und barrierefreie Angebote sind auf dem Wohnungsmarkt besonders schwer zu finden.

Mehr als jede fünfte Person in Deutschland gehört nach Angaben des Statistischen Bundesamts zur Generation 65plus. Und jedes Jahr werden es mehr: Die Zahl der über 64-Jährigen dürfte laut einer Analyse der staatlichen Förderbank KfW von etwa 18 Millionen auf mehr als 23 Millionen im Jahr 2035 zunehmen, die geburtenstarken Jahrgänge kommen ins Rentenalter. Ältere gelten aber zu Hause als besonders gefährdet. Forscher der Universität in Tokio befragten mehr als 1500 Frauen und Männer im Durchschnittsalter von 68 Jahren nach ihren Erfahrungen mit Unfällen zu Hause. Das Ergebnis: Eine oder einer von dreien berichtete, in den vergangenen drei Jahren zu Hause hingefallen zu sein. Jeder Zehnte erlitt dabei sogar einen Knochenbruch. Schon die ständige Angst vor einem Sturz kann aber die Lebensqualität einschränken.

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Nicht nur Ärzte und Architekten raten deshalb, sich schon möglichst früh um barrierefreie eigene vier Wände zu kümmern. Sicherlich ein guter Rat für Menschen, die bereits in ihrer eigenen Immobilie leben und sich einen Umbau leisten können, zumal es dafür von der KfW einen Zuschuss von bis zu 6250 Euro oder einen günstigen Kredit in Höhe von bis zu 50 000 Euro gibt. Mieter hingegen müssen schauen, dass sie eine barrierefreie Wohnung oder mit ihrem Vermieter ein Arrangement für einen Umbau finden, mit dem beide Seiten gut leben können. Eine neue Auswertung des Immobilienportals Immowelt zeigt nun: Eine als altersgerecht angepriesene Wohnung zu mieten, kostet mehr Geld. Das ergab eine Analyse der Angebotsmieten für seniorentaugliche Objekte mit einer Größe von 40 bis 120 Quadratmetern in den 14 größten Städten Deutschlands.

Nach einer Berechnung der KfW fehlen bald zwei Millionen solcher Wohnungen

Demnach sind in zwölf Städten im Mittel mehr als 100 Euro monatlich an Kaltmiete zu bezahlen, in fünf Städten sogar mindestens 200 Euro mehr. In Berlin werden als seniorengerecht klassifizierte Wohnungen sogar im Mittel für 1100 Euro angeboten - und damit um 250 Euro teurer als Objekte ohne dieses Merkmal. Auch Mieter in Hamburg, Bremen, Düsseldorf und Frankfurt müssen laut der Untersuchung mit besonders hohen Aufschlägen rechnen. Anders sieht es in Deutschlands teuerster Stadt aus: In München seien die Mieten "generell so hoch, dass der Aufschlag für altersgerechte Wohnungen mit 90 Euro pro Monat eher klein ausfällt", teilt Immowelt mit.

Die zum Teil deutlichen Preisaufschläge führen die Immobilienexperten auch darauf zurück, dass seniorengerechte Wohnungen oft Neubauten oder jedenfalls noch nicht so alt sind. In alten Gebäuden sei "ein Umbau oder Nachrüsten oftmals zu teuer oder nicht zu realisieren". Das trage dazu bei, dass ältere Menschen "auf Wohnungssuche nicht auf günstige Bestandsimmobilien ausweichen können", heißt es bei Immowelt.

Der Bedarf an Wohnimmobilien mit einem Zugang ohne Treppen, einem Aufzug, einer Dusche mit flachem Einstieg ist jedenfalls groß. Laut einer KfW-Analyse vom Frühjahr 2020 gibt es in Deutschland drei Millionen Haushalte mit Bewohnern, deren Mobilität eingeschränkt ist. Bis 2035 steige deren Zahl auf 3,7 Millionen. Trotz der wachsenden Zahl von barrierefreien Wohnungen besonders in Mehrfamilienhäusern beläuft sich nach den Berechnungen der Förderbank die Versorgungslücke mit solchen Wohnungen auf zwei Millionen. Andere Experten halten solche Prognosen für zu hoch gegriffen. Sie verweisen auch darauf, dass Menschen im Rentenalter nicht nur länger leben, sondern auch länger fit und gesund bleiben.

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