Neue Schriften für Microsoft Office:Calibri hat ausgedient

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So sehen vier der fünf neuen Microsoft-Schriften aus: Bierstadt, Grandview, Seaford und Skeena. (Foto: Microsoft, Montage: SZ)

Microsoft sucht eine neue Standardschrift für seine Office-Programme. Fünf neue Schriftarten wetteifern darum, Calibri zu ersetzen - eine davon orientiert sich an deutschen Straßenschildern.

Von Mirjam Hauck, München

Vom Apple-Gründer Steve Jobs wird berichtet, dass er als junger Student in Portland einen Kalligrafie-Kurs bei einem Trappistenmönch belegte. Seine so gewonnenen Kenntnisse über Schönheit und Typografie seien später sowohl in die Entwicklung der Mac-Computer und als auch in die Gestaltung der darauf erhältlichen Schrifttypen eingeflossen, erzählte er später Absolventen der Stanford-Universität. Jobs Liebe zu Proportionen und zum Detail war neben den grafischen Fähigkeiten der frühen Apple-Computer ein Grund, der Apple zum Liebling von Grafikern und Design-Schaffenden werden ließ.

Von Microsoft-Gründer Bill Gates sind keine Kalligrafie-Kurse bekannt, kein Wunder, gelten doch Produkte aus diesem Haus eher als funktional denn als schön. Trotzdem war Microsofts Büroprogramm Office für die Bekanntheit von Schriftarten für Millionen Menschen sicher prägender. Man denke nur an die als "hässlichste Schrift der Welt" verschriene Comic Sans. Sie war ursprünglich von Microsoft Mitte der 1990er als freundliche Alternative zur damaligen Standardschrift Times New Roman entwickelt worden. Gedacht war sie eigentlich für Sprechblasen und Comic-Figuren. Dann aber trieb sie ihr Unwesen auf unzähligen lustig gemeinten Power-Point-Folien, auf Büroaushängen und Geburtstagseinladungen.

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Seit 2007 ist Calibri die Standardschrift in Office, nach gut 15 Jahren soll die serifenlose und eher unauffällige Schriftart im nächsten Jahr nun abgelöst werden. In einem Blogbeitrag hat Microsoft fünf neue Schriften vorgestellt, eine davon soll die neue Standardschrift werden. Sie heißen "Bierstadt", "Grandview", "Seaford", "Skeena" und "Tenorite" und sind wie Calibri alles serifenlose Schriften. Serifen sind die kleinen Häkchen und Striche an einzelnen Buchstaben. Sie sollen ihren Ursprung im antiken Griechenland haben, weil es beim Meißeln von Buchstaben leichter ist, noch ein Häkchen in den Stein zu setzen, als abrupt aufzuhören. Noch heute gelten vor allem längere Texte mit Serifenschriften als besser lesbar.

Allerdings haben Computer und das Internet serifenlose Schriften wie Arial, Verdana oder auch Calibri populär gemacht. Das liegt auch daran, dass die ersten Monitore eine schlechte Auflösung hatten und somit detailreiche Schrifttypen mit kleinen Häkchen und Füßchen nicht richtig zu erkennen und somit nicht gut lesbar waren. Mittlerweile gelten die serifenlosen Schriften den einen als klarer und moderner, den anderen wiederum als als lieb- oder gar seelenlos. So löste Google, als der Konzern 2015 sein Logo mit einer Serifenschrift gegen ein serifenloses austauschte, eine Debatte in den Feuilletons darüber aus, dass die "Abschaffung der Serifen kulturgeschichtlich ein Bekenntnis der digitalen Welt zu ihrem radikalkapitalistischen Wesen" sei.

In den nächsten Monaten will Microsoft das Feedback der Nutzerinnen und Nutzer auswerten

Dergleichen hört man nach Microsofts Ankündigung, wieder eine neue serifenlose Standardschrift für Office einzuführen, heute nicht mehr. Die fünf neuen Schriftarten greifen teilweise auch altbekannte Elemente auf. Die Schriftart "Grandview" etwa ist ihrem Designer Aaron Bell zufolge vom Geist der deutschen Industrienorm und klassischen deutschen Straßen- und Eisenbahnschildern beeinflusst.

Bei "Bierstadt" hat sich der Designer Steve Matteson von der Schweizer Typografie der Mitte des 20. Jahrhunderts inspirieren lassen, vom 1957 entwickelten serifenlosen Schriften-Klassiker Helvetica. Ihren Namen hat Bierstadt von einem felsigen Berg in Colorado, der Matteson an die Schweizer Alpen erinnerte. Für die Linienführung von "Seaford" von Tobias Frere-Jones, Nina Stössinger und Fred-Writchras sollen Bilder von alten Sesseln die Vorlage geliefert haben. Die Schrift soll auf die Lesenden und Schreibenden wie ein schönes Familienerbstück mit langlebiger Polsterung wirken - aber nicht plüschig oder nostalgisch.

In den nächsten Monaten will Microsoft das Feedback der Nutzerinnen und Nutzer auf die neuen Schriften auswerten. Das soll in die Entscheidung einfließen, welche davon die zukünftige Standardschrift wird.

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