Microsoft:Der nächste Tiefschlag

File photo of a woman taking pictures with Nokia's new smartphone, the Lumia 1020 with a 41-megapixel camera, after its unveiling in New York

Microsofts Smartphones konnten sich auf dem Markt nicht durchsetzen.

(Foto: Shannon Stapleton/Reuters)

Der Computerkonzern Microsoft bekommt die Probleme beim Handyhersteller Nokia nicht in den Griff - und entlässt 7800 Mitarbeiter. Microsoft hatte Nokia teuer eingekauft, um Marktanteile gegen Apple und Google zu gewinnen.

Von Helmut Martin-Jung

Die Ansage war klar, die Folgen sind hart: In der vorvergangenen Woche bereits hatte Satya Nadella, Chef von Microsoft, des größten Software-Konzerns der Welt, angekündigt, dass er "harte Entscheidungen" werde treffen müssen "in Bereichen, in denen es nicht läuft". Schon damals war gemutmaßt worden, das könnte die Handysparte der Firma betreffen. Teuer von Nokia eingekauft (5,44 Milliarden Dollar bezahlten die Amerikaner), hat es Microsoft nicht geschafft, Apple und Google substanziell Marktanteile abzujagen. Nun folgt doch die Konsequenz: 7800 Mitarbeiter aus diesem Bereich müssen gehen - Nadella ist nicht mehr bereit, die horrenden Verluste hinzunehmen, die die Sparte verursacht hat.

7,6 Milliarden Dollar muss der vor allem für sein Betriebssystem Windows bekannte Hersteller abschreiben - das sind noch einmal mehr als zwei Milliarden Dollar mehr als der Kaufpreis. Als weitere Belastung kommen noch Restrukturierungskosten von bis zu 850 Millionen Dollar hinzu. Microsoft hatte die Übernahme des Handy-Geschäfts von Nokia im Frühjahr 2014 abgeschlossen. Schon einmal hatte Microsoft 18 000 Mitarbeiter entlassen, betroffen waren auch damals überwiegend Mitarbeiter, die mit der Übernahme von Nokia in den Konzern gekommen waren.

Waren es damals vor allem Mitarbeiter in der Verwaltung, geht es nun um die Hardware. Microsoft verabschiedet sich mit diesem Schritt nicht völlig aus der Produktion von Smartphones, wird aber die Modellpalette drastisch reduzieren und sich auf Software konzentrieren.

Den Kauf von Nokia hatte noch Nadellas Vorgänger Steve Ballmer eingefädelt. Seine Vorstellung war, Microsoft müsse ähnlich wie Apple Soft- und Hardware kontrollieren, um erfolgreich zu sein. Dies hat sich als Irrtum herausgestellt, den Nadella nun in der ihm eigenen Konsequenz korrigiert. Er ließ den Handybauern bei Microsoft Zeit, ein erfolgreiches Produkt auf den Markt zu bringen, nun zog er die Reißleine.

Vor drei Wochen hatte er bereits einen umfangreichen Umbau des Top-Managements bekanntgegeben, der ahnen ließ, in welche Richtung es gehen würde. Prominentestes Opfer war nämlich Stephen Elop. Der Kanadier, war 2008 zu Microsoft gekommen und wechselte 2010 als Vorstandschef zu Nokia. Als Nokia zu Microsoft kam, wechselte zu seiner früheren Firma zurück und wurde Chef der Gerätesparte - und damit direkt verantwortlich fürs Handygeschäft.

Doch der Erfolg blieb aus. Die Geräte trafen teils nicht den Geschmack des Publikums, zudem hinkte Microsoft der Konkurrenz beim wichtigsten Treibstoff der Smartphone-Ökonomie hinter der Konkurrenz her: den Apps. Viele der kleinen Programme gab es nicht für das Windows-System oder erst mit Verspätung. Auf dem Mobile World Congress, dem wichtigsten Treffen der Branche, hatte Microsoft nichts Neues zu bieten außer einem Billig-Handy für Schwellen- und Entwicklungsländer.

Die Entscheidung zeigt, dass Satya Nadella seiner Linie treu bleibt, den Konzern klar auf einige wenige Ziele auszurichten. Dazu gehört zwar - sogar sehr prominent - auch der Bereich Mobile, doch Nadella ist offenbar der Meinung, dass Microsoft die Hardware anderen überlassen kann.

Umso wichtiger wird sein, wie das nächste große Projekt von Microsoft ankommt: Windows 10. Auf dem neuen Betriebssystem ruhen seit dem grandiosen Misserfolg von Windows 8 große Hoffnungen. Der Konzern hat es sich zum Ziel gesetzt, alle großen Systeme für Endanwender auf dem selben Kern zu basieren. Programme können dadurch vergleichsweise leicht für mehrere Gerätekategorien passend gemacht werden. Vor allem durch die Kombination mit der Programmsammlung Office, die auf Tablets, Handys und PCs läuft, erhofft sich Microsoft eine starke Sogwirkung.

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