Leise war Gunter Erfurt in den vergangenen Monaten nicht gewesen, immer wieder hatte er öffentlich den Niedergang der deutschen Solarindustrie beklagt und für staatliche Hilfe geworben – schließlich ging es auch um die Zukunft des Unternehmens, das er selbst führt: Meyer Burger. Die Schweizer Firma stellt noch eigens entwickelte Module in Deutschland her, trotz der übermächtigen chinesischen Konkurrenz. Mit der geforderten Hilfe wurde es nichts, Erfurt machte daher mit seiner Drohung ernst und schloss im Frühjahr die nach eigenen Angaben größte Solarproduktion Europas im sächsischen Freiberg.
Das war offenbar nur der Anfang. Denn jetzt verlässt der Geschäftsführer das Unternehmen. Es sei seine eigene Entscheidung gewesen, hieß es. Sein Nachfolger wird der Präsident des Verwaltungsrats, Franz Richter. Er kündigte an, in zwei Jahren wieder schwarze Zahlen schreiben zu wollen. Dafür wird er nun durchsetzen, was das Unternehmen ebenfalls ankündigte: Meyer Burger entlässt Mitarbeiter, um wieder profitabel zu werden. „Die erhebliche Verschlankung insbesondere in der gesamten Konzernstruktur wird zu einem Abbau der globalen Mitarbeiterzahl von aktuell etwa 1050 auf voraussichtlich 850 zum Ende des Jahres 2025 führen“, hieß es in der Pressemitteilung.
Es sollen vor allem Stellen in Europa gestrichen werden, während in den USA ein Aufbau angedacht sei. Wo genau welche Jobs wegfallen werden, sei bisher nicht sicher. Entlassungen seien auch an deutschen Standorten nicht ausgeschlossen, sagte Richter. Er betonte allerdings, dass die Produktion in Sachsen-Anhalt nicht gefährdet werden dürfe. „Die Zell-Produktion in Thalheim ist das Rückgrat und bleibt bestehen“, sagte Richter. Auch der Standort im sächsischen Hohenstein-Ernstthal sei für Forschung und Entwicklung bedeutend. Betroffen seien eher Stellen in der Verwaltung.

Abhängigkeit:Deutsche Energiewende, made in China
Magnete für Windräder, Zellen für Solarmodule, Computerchips: China beherrscht bei vielen Produkten den Markt. Zeit für die Industrie, sich bei ihren Einkäufen breiter aufzustellen.
Die Solarindustrie in Deutschland ist quasi nicht mehr existent. Firmen wie Solarworld fertigen zwar hierzulande Module, verbauen dafür aber chinesische Teile. Meyer Burger hingegen hat eine eigene Forschung und Entwicklung, fertigt eigene Zellen und Module. Allerdings ist das Geschäft extrem schwierig, die Konkurrenz aus China übermächtig: Sie dominiert die gesamte Photovoltaik-Lieferkette, von den Rohstoffen über Zwischenprodukte bis zum Modul. 90 Prozent der hier verbauten Module stammen aus China, denn sie sind nicht nur leistungsstark, sondern auch noch viel billiger als europäische oder deutsche Module. Gunter Erfurt klagte wie andere in der Branche daher oft über „Dumpingpreise.“ China subventioniere die eigene Industrie so stark, dass diese unter Herstellungskosten verkaufen könne.
Anders als in Deutschland hat Meyer Burger unter der Führung von Erfurt in den USA sehr wohl Hilfe erhalten, unbürokratisch, wie es hieß. Dort baut die Firma eine Fertigung weiter aus, unterstützt mit Fördergeld. Als Antwort auf China hat die US-Regierung mit dem Inflation Reduction Act eine enorme Förderung für Unternehmen beschlossen, die in den USA klimafreundliche Technik fertigen.