Logistik:Der Post fehlt das Volumen

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Ein DHL-Mitarbeiter sortiert in einer Zustellbasis der Deutschen Post Pakete. (Foto: Rolf Vennenbernd/dpa)

Das Unternehmen leidet darunter, dass die Wirtschaft schwächelt. Und dann waren da noch die Streiks der Beschäftigten.

Von Björn Finke, Brüssel

Frank Appel geht, wenn es am Schönsten ist: Der Vorstandsvorsitzende der Deutschen Post DHL redet an diesem Donnerstag noch einmal bei der Hauptversammlung des Dax-Konzerns in Bonn, danach übergibt er den Spitzenposten nach 15 Jahren an Vorstandsmitglied Tobias Meyer. Der Nachfolger musste am Mittwoch bereits die Zahlen für das erste Quartal präsentieren - und die fielen erwartungsgemäß durchwachsen aus. Dabei hatte die Logistikfirma unter Appel im vorigen Jahr die vierte Bestmarke beim Betriebsergebnis in Folge erwirtschaftet, auch der Umsatz erreichte einen Rekord. Doch nun spüren die Post und ihre 600 000 Beschäftigten weltweit die schwächere Konjunktur.

So sanken die Volumen in der Luft- und Seefracht nahezu um ein Fünftel im Vergleich zum Vorjahresquartal, die Zahl der Sendungen in der Express-Sparte fiel um fünf Prozent. Das sind die beiden wichtigsten Bereiche des Konzerns, die zusammen fast dreimal so groß sind wie das deutsche Brief- und Paketgeschäft. Der Umsatz der Frachtsparte schrumpfte jetzt um ein Viertel. Insgesamt nahm der Konzernumsatz im Quartal um gut sieben Prozent auf 21 Milliarden Euro ab, und unter dem Strich blieb mit 911 Millionen Euro ein Drittel weniger Gewinn.

Der künftige Vorstandschef Meyer sagte aber, mit den Ergebnissen habe das Unternehmen "in Summe" die Erwartungen erfüllt. Schließlich hatte das Management schon bei der Vorlage der Jahreszahlen für 2022 gewarnt, dass die Gewinne wegen der schwächelnden Konjunktur sinken würden.

Die Post muss ihren Beschäftigten mehr zahlen

Mit Blick auf das Geschäft in Deutschland sprach Meyer etwas umständlich von einer "durchaus anspruchsvollen Situation". Damit umschreibt er die Tatsache, dass Warnstreiks die Brief- und Paketsparte belasteten. Einen unbefristeten Streik konnte der Konzern abwenden, indem er sich am Ende doch noch mit der Gewerkschaft Verdi auf einen Abschluss für die 160 000 Tarifbeschäftigten in Deutschland einigte. Der Vertrag gilt für zwei Jahre bis Ende 2024 und sieht nach Angaben der Bonner Lohnsteigerungen von durchschnittlich 11,5 Prozent vor. Die Kosten für zusätzliches Personal während der Streikwochen sowie für die höheren Löhne beliefen sich im ersten Jahresviertel auf 115 Millionen Euro.

Meyer sagte, er werde die Strategie des Unternehmens zunächst nicht ändern. Auf die Frage, ob er weitere Zukäufe ins Auge fasse, antwortete er, dass die schlechte Konjunkturlage dazu führe, dass Firmen günstiger zu kaufen seien, aber solche Übernahmen müssten den Konzern voran bringen und gut integrierbar sein. Unter anderem erwägt die Deutsche Bahn, sich von ihrer Speditionstochter Schenker zu trennen. Meyer sagte dazu, dieses Ei sei "schon mehrmals angebrütet" worden - sprich: Die Diskussion über die Trennung ist nicht neu. Man müsse erst schauen, "ob etwas schlüpft".

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