Metro:Opfer und Gewinner zugleich

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In den Metro- und Real-Märkten läuft das Geschäft vergleichsweise gut. Sie können die fehlende Nachfrage bei den Restaurants aber nicht ausgleichen. (Foto: Ina Fassbender/dpa)

Der Großhandelskonzern leidet unter der Corona-Krise, nur die Real-Märkte nicht.

Von Michael Kläsgen, München

Im vergangenen Sommer hatte der tschechische Investor Daniel Křetínský 16 Euro pro Stammaktie für die Komplettübernahme der Düsseldorfer Metro AG geboten. Die langjährigen Großaktionäre Beisheim und Meridian lehnten damals dankend ab. Ihnen war der Preis zu niedrig. Am Donnerstag lag die Metro-Aktie bei etwa 7,50 Euro. Das war noch nicht einmal der Tiefststand dieses Jahres. Den hatte der Handelskonzern wie viele andere börsennotierte Unternehmen am 19. März erreicht, als die Angst vor dem Coronavirus die Finanzmärkte weltweit erfasst hatte. Aber weit entfernt ist der aktuelle Kurs nicht davon. Metro war am Donnerstag eines der Schlusslichter im Index der mittelgroßen Werte (MDax), der seinerseits insgesamt deutlich zulegte.

Die Großhandelskette litt vor allem darunter, dass die Nachfrage von Gastronomen durch die coronabedingten Schließungen von Restaurants und Cafés einbrach. "Seit Mitte Märze ist die Horeca-Industrie weitestgehend zum Erliegen gekommen", sagte Metro-Chef Olaf Koch bei der Präsentation der Zahlen fürs zweite Quartal (bis 31. März). Horeca steht für Hotels, Restaurants und Caterer. Zwar rechnet Koch damit, dass die Umsätze dank der Lockerungen in Deutschland und Europa bereits in den nächsten Wochen wieder steigen. Doch werde es einige Zeit dauern, bis wieder ein Vorkrisen-Niveau erreicht werde. Eine Prognose bis Ende September wollte Metro nicht wagen. Analysten warnten, das dritte Geschäftsquartal werde noch wesentlich schlechter ausfallen, weil sich die Zwangsschließungen von Hotels und Gaststätten dann richtig in der Bilanz niederschlügen.

Im zweiten Quartal verdoppelte der Konzern den Verlust aus dem fortgeführten Geschäft, das heißt unter anderem ohne das SB-Warenhaus Real. Der operative Gewinn ohne Immobilientransaktionen blieb etwa stabil, der Umsatz stieg leicht. Metro betonte, dank der Milliardeneinnahmen aus dem Verkauf des China-Geschäfts habe man ein solides Liquiditätspolster, um auch eine lange Krise zu meistern. Laut Koch gibt es entgegen anders lautender Berichte derzeit keine Gespräche mit dem US-Food-Service-Unternehmen Sysco, das Metro angeblich übernehmen wolle.

Ausgerechnet Real verzeichnete hingegen ein Plus, wie man es "lange, lange, lange", so Koch, nicht gesehen habe. Dank der Hamsterkäufer vieler beunruhigter Menschen und anderer geschlossener Läden stieg der Umsatz um etwa sieben Prozent und der Vorsteuergewinn von 50 auf 135 Millionen Euro. Die Erträge kommen noch Metro zugute. Der Verkauf an den Immobilieninvestor SCP soll im Juni abgeschlossen werden. Wegen hoher Abschreibungen schlägt sich Real in der Bilanz von Metro dennoch negativ nieder.

© SZ vom 08.05.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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